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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

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Arbeit

Position 1: Veranstaltung 5 im Wintersemester 2006-2007
Position 2: Veranstaltung 11 im Wintersemester 2004-2005
Position 3: Veranstaltung 7 im Wintersemester 1997-1998
Position 4: Veranstaltung 10 im Wintersemester 1995-1996
Position 5: Veranstaltung 4 im Wintersemester 1990-1991

 

Veranstaltung 5 im Wintersemester 2006-2007

20.11.2006
 

Abstract

"Innovation!" (Ein Selbstzeck?) "Wachstum!" (Wohin eigentlich?) "Neue Produkte" (welche auch immer?)

Die Frage nach dem tieferen Sinn des Produzierens ist erstickt. Die kapitalistische Wertschöpfung ist Selbstzweck, obwohl mit der wachsenden Produktion nicht mal mehr Arbeitsplätze mit wachsen. Ist das Sinnsuchen im Beruf antiquiert?

Der Philosoph Günther Anders prägte den Begriff "Der Antiquierte Mensch" (Buchtitel) für die wachsende Diskrepanz zwischen Technik und dem Mensch. Es handele sich einerseits um Überforderung durch unabsehbare Technikfolgen, andererseits um Unterforderung der menschlichen und moralischen Fähigkeiten durch Maschinenersatz und Sinn-Eleminierung. Die Fähigkeiten werden zur Brache.

Ähnliches geschieht durch die Globalisierung. Gibt es einen Weg zu einer aufgeklärt sinnorientierten Arbeitswelt, die über den Kapitalismus hinausweist, aber dennoch auf absolute, gar religiöse Wertsetzungen verzichtet?

Ja, viele Wege, wir müssen nur losgehen!

 

 

Veranstaltung 11 im Wintersemester 2004-2005

24.01.2005

Abstract

Dieser Vortrag sucht Auswege aus der Misere einer Arbeitsgesellschaft, die auf den Warenmarkt bezogen ist und durch betriebswirtschaftliche Rationalisierung fortlaufend schrumpft. Immer mehr mit immer weniger Anwendung lebendiger Arbeit wird produziert. So entsteht die absurde, ja skandalöse Situation, dass sich bei wachsendem gesellschaftlichem Reichtum gleichzeitig die Armutsregionen verbreitern. Jedes 5. Kind in unserer Gesellschaft wächst unter Armutsbedingungen auf.

So stellt sich die Frage: Was geschieht mit den überflüssigen Menschen? Denn es ist beweisbar, dass Arbeit nach wie vor ein entscheidendes Medium der Persönlichkeitsbildung, der Festigung von Selbstbewusstsein, der sozialen Anerkennung und nicht zuletzt der Bedingung für ein Leben in Würde ist.

Der Vortrag sucht Krisenherde zu benennen, gleichzeitig jedoch Handlungsfelder aufzuzeigen, die Zukunftsperspektiven eröffnen.

 

 

Veranstaltung 7 im Wintersemester 1997-1998

15.12.1997
 

Skripte etc.

Das Skript zum Vortrag finden Sie hier:

sozoek.pdf
(15 kB)

Eine Liste mit den Veröffentlichungen des Technologie-Netzwerk Berlin e.V. zum Thema finden Sie hier:

netzpub.pdf
(43 kB)

 

Abstract

Trotz relativ stetigen wirtschaftlichen Wachstums hat sich in den hochindustrialisierten Ländern Westeuropas zur gleichen Zeit ein beständig wachsender Sockel an Dauerarbeitslosigkeit herausgebildet. Aber der Sockel ist nicht überall gleich hoch. Die Arbeitslosigkeit konzentriert sich in bestimmten ländlichen oder städtischen Regionen, ja sogar in bestimmten Stadtteilen. Wir sprechen von einer "gespaltenen Ökonomie": gespalten in Wohlstandszonen einerseits und Krisenregionen andererseits. Trotz oder wegen der regionalen Fördermaßnahmen vertieft sich die Spaltung, statt dass ein Ausgleich herbeigeführt würde.

Alle Erfahrung aus den Krisenregionen Westeuropas, die schon seit längerem in der Krise stecken, spricht leider dafür, dass auch der derzeitigen Talfahrt der ostdeutschen (wie der osteuropäischen) Wirtschaft kein Aufschwung gleichsam automatisch folgt. Die Gesetze des Marktes werden vor allem auch jene enttäuschen, die von der Einführung der Marktwirtschaft die zumindest langfristige Beseitigung von Arbeitslosigkeit erwarten – im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit der einen ist der Preis für die Konkurrenzfähigkeit der anderen.

Dass dieses "Spiel" – jenseits aller moralischen Erwägungen – nicht gut geht, dafür bietet die ansteigende Gewaltbereitschaft, nicht nur an den Rändern der Gesellschaft, ein warnendes Beispiel. Da wir aber die Zustände nicht nur beklagen wollen, sondern – für uns und andere – nach praktischen Auswegen suchen, bleibt nur die Selbsthilfe.

Damit ist selbstverständlich nicht der Ersatz von staatlichen Dienstleistungen durch ehrenamtliche und unbezahlte Arbeit gemeint. Ökonomische Selbsthilfe will ebenso wenig auf ein Investitions- oder Wirtschaftswunder warten, sondern Arbeit und Einkommen aus eigener Kraft erwirtschaften.

Dass dies möglich ist, beweisen viele Initiativen und Gemeinden überall in Europa: in Großbritannien, in Spanien, in Österreich, in den Niederlanden, in Großstädten wie London und Glasgow ebenso wie in abgelegenen Regionen der Alpen, im französischen Zentralmassiv oder auf den schottischen Inseln.

Das Prinzip ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Anstatt mit aller Gewalt im Kampf um die Export- und Weltmärkte noch irgendwo eine Lücke aufzureißen (was so erfolgversprechend ist wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen), wird die wirtschaftliche Tätigkeit vorrangig durch die Förderung direkter Austauschbeziehungen innerhalb der Gemeinde oder Region angeregt – nach dem britischen Motto "local work for local people".

Paradoxerweise eröffnen sich erst dann neue Handlungsmöglichkeiten, wenn die Beschränkung der Handlungsmöglichkeiten auf die lokale Ebene und auf die zur Verfügung stehenden lokalen Ressourcen akzeptiert wird. Erst bei diesem Perspektivwechsel zeigt sich der Bedarf oder die Notwendigkeit einer lokalen ökonomischen Strategie.

Gleichzeitig kann die mit der Krise verbundene Desintegration aus (bisher möglicherweise als unumstößlich oder übermächtig angesehenen) Verflechtungszusammenhängen als Chance für einen Neuanfang, eine eigenständig definierte Entwicklung (oder eigenständige Regionalentwicklung) begriffen werden. Insofern müssen sich lokal-ökonomische Strategien keineswegs auf Krisenabwehr und Notlagenindikation beschränken, sondern können positive, zukunftsorientierte Entwürfe enthalten.

Was hier in den Krisenregionen Europas an originellen Ideen und Formen ökonomischer Selbsthilfe entstanden ist, ist mehr als nur eine Notlösung, sondern möglicherweise der Keim einer neuen gemeinwesenorientierten Ökonomie, in der ökonomische, soziale und ökologische Zielsetzungen keine unversöhnlichen Gegensätze mehr darstellen, sondern zusammenwirken können. Hoffen läßt, dass es sich nicht um utopische Entwürfe handelt, sondern um praktizierte Experimente. Jede und jeder kann sie nachvollziehen oder an ihnen teilhaben.

Literatur:

Wirtschaft von unten – People's Economy
Beiträge für eine soziale Ökonomie in Europa
Einstiegslektüre zur ökonomischen Selbsthilfe durch lokale und regionale Entwicklung "von unten" von 31 AutorInnen auf 268 Seiten, (1996)
Herausgegeben von: Europäisches Netzwerk für ökonomische Selbsthilfe und lokale Entwicklung
(nur noch antiquarisch erhältlich)

 

 

Veranstaltung 10 im Wintersemester 1995-1996

29.01.1996
 

 

Veranstaltung 4 im Wintersemester 1990-1991

12.11.1990