gemeinsam mit dem Zentrum für Konfliktforschung
07.04.2008
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Die deutsche Bahnreform im Jahre 1994 stand unter der übergeordneten Zielsetzung, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen und Verkehr von anderen Verkehrsträgern wie PKW/LKW und Flugzeug zur Bahn hin zu verlagern. Diese Zielsetzung, die heute im Zeichen wachsender Umwelt- und Klimaprobleme aktueller ist denn je, wurde verfehlt: Während andere Verkehrsträger ihre Anteile leicht erhöhen konnten, blieb der Anteil der Bahn nahezu unverändert.
Diese Bilanz bietet Anlass zu einem Vergleich der Entwicklung der Bahnnetze und der Angebotskonzepte in Deutschland und der Schweiz. Während die Entwicklung in beiden Ländern bis ca. 1960 ähnlich verlief, hat man seitdem unterschiedliche Strategien verfolgt: Hier Regionalisierung und Vorbereitung der Privatisierung, Konzentration auf wenige Hochgeschwindigkeitsstrecken bei gleichzeitigem Rückzug aus der Fläche und zahlreichen Streckenstilllegungen, dort Verzicht auf Höchstgeschwindigkeiten, dafür aber Ausbau eines räumlich und zeitlich eng geknüpften Netzes mit optimalen Anschlussbedingungen für die Bahnkunden bei gleichzeitigen Verbleib der Bahnen in staatlicher bzw. kommunaler Hand. Eine Konsequenz: In der Schweiz wird heute mehr als doppelt so viel Bahn gefahren wie in Deutschland.
Herzstück des vorgestellten, am Schweizer Erfolgsmodell orientierten Bahnkonzepts BB 2020 ist der Integrale Taktfahrplan (ITF). Dieser ermöglicht die Herstellung optimaler Anschlüsse und damit eine erhebliche Verkürzung der Reisezeiten. Voraussetzung dafür sind bestimmte Reisezeiten zwischen den Umsteigeknoten, die teilweise nur durch gezielte Streckenausbauten und Knotenertüchtigungen zu erreichen sind. Netz- und Knotenausbauten müssen also einem Fahrplankonzept folgen statt umgekehrt.
Eine mögliche Privatisierung der für Netz und Betrieb zuständigen Teile der Deutschen Bahn steht diesen Zielen und Konzepten diametral entgegen, da für private Investoren nicht flächen- und zeitdeckende Mobiltätsangebote, sondern Gewinnmaximierung Priorität haben.
Im Vortrag werden die unterschiedlichen Bahnkonzepte, ihre Hintergründe und Konsequenzen dargestellt und es werden Perspektiven für die Zukunft der Bahn in Deutschland speziell vor dem Hintergrund der laufenden politischen Entscheidungsprozesse diskutiert.