gemeinsam mit dem Zentrum für Konfliktforschung
12.01.2004
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Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:
klkred.pdf
(86 kB)
In einem auf 45 Minuten angelegten Vortrag kann lediglich ein allgemeiner Eindruck von der Komplexität der angesprochenen Probleme vermittelt werden. Schwerpunkt der Betrachtung ist ein Blick auf die entwicklungspolitische Relevanz von Kleinkreditprogrammen (Mikrofinanz), die neben spektakulären Großprojekten in den Bereichen Infrastruktur, Industrie und Militär nur selten öffentlich in Erscheinung treten und die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen.
Den persönlichen Erfahrungen des Berichterstatters entsprechend konzentriert sich das Referat auf Mikrofinanzstrukturen in Entwicklungsländern, auf den großen Bereich zwischen Subsistenzwirtschaft und Marktwirtschaft, zwischen dem informellen und dem "modernen" Sektor, zwischen Tausch- und Geldwirtschaft, in dem in Entwicklungsländern auch 40 Jahre nach Beginn der organisierten Entwicklungshilfe immer noch die Mehrheit der Menschen lebt und arbeitet.
Am Beispiel der erheblichen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgekosten eines großen, gescheiterten Bewässerungsprojekts im Sahel (Riz Nord, Korhogo, Côte d'Ivoire) einerseits und einiger Kleinkreditprogramme in Westafrika andererseits werden Formen und Akteure von Mikrofinanz und die Möglichkeiten der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung durch Verbindung von Sparen und Kleinstkredit mit bestehenden Bankensystemen vorgestellt und auf ihre Beiträge zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Masse der Bevölkerung in Entwicklungsländern untersucht. Es wird der Frage nachgegangen, welche Finanzierungsarten und -techniken besonders geeignet sind, zur Mobilisierung örtlicher Ressourcen für die örtliche Entwicklung beizutragen, den wirtschaftlich und sozial Schwachen Zugang zu Spareinrichtungen, neuem Wissen und neuen Technologien zu öffnen und so eine breite Basis für nachhaltige Entwicklung von unten und innen zu legen, statt weiter vergeblich auf von oben und außen induzierte Entwicklung zu warten. Angesichts hoher Transaktionskosten und Risiken im Zusammenhang mit der Vergabe von Klein(st)krediten an Personen mit niedrigem und unsicheren Einkommen kann von Handelsbanken kein Interesse an diesem Geschäftsfeld und Kundenkreis erwartet werden.
Ziel des Referates ist es, anhand konkreter Fälle (extern finanziertes Kleinkreditprogramm für die Steigerung landwirtschaftlicher Produktion und nach örtlichen Regeln funktionierende Spar- und Kreditringe in Kamerun, mobile "Bankiers" in Ghana, Kleinstkredite an Frauengruppen in Benin und Frauen-Spargenossenschaften im Senegal) die Vielfalt der auf Selbsthilfe und Gruppensolidarität aufbauenden Alternativen vorzustellen und zu diskutieren.
26.11.2001
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Umweltausverkauf in den sogenannten Entwicklungsländern offenbart sich in sehr vielschichtigen Ausprägungen: Die großflächige Zerstörung tropischer Regenwälder durch nicht-nachhaltige Bewirtschaftung, die gravierende Gefährdung der Süßwasser-Ressourcen durch Übernutzung z.B. in der Bewässerung oder aber die Versiegelung der Böden als Folge beschleunigter Urbanisierung sind Erscheinungsformen dieses 'Ausverkaufs'.
Die armutsbedingte Zerstörung der Umwelt im Süden vollzieht sich dagegen schleichend, lautlos, unbemerkt: Landlose Landbesetzer in Lateinamerika oder den Philippinen, Kleinstbauern und Pächter mit ungesicherten Verträgen in Indien oder informelle Siedler der Mega-Städte Asiens und Afrikas wirtschaften in fragilen, stark gefährdeten Ökosystemen. Sie beschleunigen in ihrem Überlebenskampf ungewollt durch Übernutzung ihrer knappen Ressourcen die Entwaldung, Erosion, den Verlust von Artenvielfalt und die Desertifikation der Flächen. Arme erzielen zudem einen hohen Anteil ihrer Einkommen aus gemeinschaftlich bewirtschafteten Ressourcen: kommunale Forsten, Weideland, Fischereigründe, etc.
Der Bevölkerungsdruck, eine verfehlte Boden- und Agrarpolitik und rasante Veränderungen in den Sozialstrukturen beschleunigen die Instabilität dieser Eigentumssysteme: Die 'Tragödie der Allmende' hat vielschichtige Ursachen!
Prof. Dr. Michael Kirk wird diese aufzeigen und zudem über mögliche Lösungswege zur Überwindung dieser lokalen Gefährdungen mit globaler Wirkung informieren. Sind sie im Kern zwar bekannt und unumstritten, so bergen dagegen die Fragen der Umsetzung dieser Ziele entwicklungs- und umweltpolitischen Zündstoff. Lassen sich modernisierte Formen der Kooperation von "außen" und "oben", z.B. durch Programme der Entwicklungszusammenarbeit, verordnen? Sicher nicht, glaubt Kirk und versucht, in seinem Vortrag alternative Optionen aufzuzeigen.
17.12.2001
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Das Skript des Vortrags finden Sie hier:
soli.pdf
(106 kB)
Die Folien des Vortrages mit der inhaltlichen Gliederung und den wichtigsten Aussagen finden Sie hier:
solifol.pdf
(22 kB)
Seit dem 11. September 2001 wird viel über Solidarität zwischen Staaten gesprochen. In erster Linie bezieht sich jedoch Solidarität auf das Zusammenleben von Menschen, auf ihre wechselseitige Abhängigkeit von einander und von einer Umwelt, die ihr Überleben ermöglicht.
Der Vortrag geht zunächst der Frage nach, welche Erklärungen es für der Phänomen der Solidarität unter Menschen gibt, in welcher Form Solidarität auftritt und wodurch Menschen zu solidarischem Verhalten motiviert werden. Gegenstand der Betrachtung sind u. a. die mechanische Solidarität (Durkheim), die das Überleben der Masse der Bevölkerung in den Entwicklungsländern sichert, die organisierte Solidarität in freien Interessenverbänden und die verordnete Solidarität im modernen Sozialstaat. Ferner als Erscheinungsformen der Solidarität: der Solidarismus der katholischen Soziallehre, der Kommunitarismus und die genossenschaftliche Solidarität.
In dem zentralen Teil des Vortrags werden besonders wichtige Bereiche diskutiert, in denen es Defizite an Solidarität gibt und Wege erörtert, wie diese Defizite zu mildern oder zu beseitigen sind: Solidarität zwischen Generationen, Solidarität mit Kindern, Ausgegrenzten, Behinderten, Fremden, mit den Armen der Dritten Welt, Solidarität im Wirtschaftsbereich (Zinswirtschaft und shareholder value versus Bedarfswirtschaft, Kooperationsökonomie, économie sociale, economy of affection, fair trade) und Solidarität mit der Umwelt.
Abschließend geht es um die Frage, wie sich der Widerspruch zwischen dem in der Realität zu beobachtenden Streben nach Individualismus und Freiheit im Sinne von Bindungslosigkeit sowie nach Verfolgung von Eigeninteressen einerseits und der theoretischen Einsicht in die Unausweichlichkeit solidarischen Verhaltens an der Schwelle der globalen Revolution andererseits überbrücken lässt.