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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

Archiv zum Schlagwort
gated community

Position 1: Veranstaltung 2 im Sommersemester 2005
Position 2: Veranstaltung 12 im Wintersemester 2003-2004

 

Veranstaltung 2 im Sommersemester 2005

02.05.2005
 

Abstract

Die Entwicklung der Städte ist einerseits weiterhin expansiv in den Ländern der Dritten Welt, im Osten und Teilen des Nordens von Deutschland dagegen finden Rückbausymposien statt. Ein nicht steuerbarer Bevölkerungsanstieg gestaltet Städte wie Mexico-City, der Abbruch ganzer Plattenbausiedlungen in den Neuen Bundesländern ist die deutsche Antwort auf den prognostizierten Bevölkerungsrückgang bis zum Jahre 2020. Waren Bevölkerungsverluste sonst vor allem in Kriegszeiten oder bei Hungersnöten zu beklagen, geschieht dies zum ersten Male auch in Friedenszeiten bei Wohlstand auf hohem Niveau. Die in der Nachhaltigkeitsdebatte eingeforderte Rückgewinnung der Stadt durch Mischung der Funktionen Wohnen, Arbeiten und Freizeit, der Stadt der kurzen Wege mit reduziertem Verkehrsaufkommen gewinnt mit einem Male hohe Aktualität und könnte zum Leitbild der Stadt der Zukunft werden. Die Besinnung auf den Stadtkern oder das Kiezzentrum zeigt die Sehnsucht der Menschen nach Unverwechselbarkeit und Leitbildern. Welche Menschenmassen eine Stadt aufnehmen kann und wie sie sie aufnimmt, konnte gerade in Rom anläßlich der Papstwahl beobachtet werden.
Die gated community, die gut bewachte Stadt z.B. südafrikanischer Prägung, entspricht in keiner Weise der Tradition der europäischen Stadt und dem damit verbundenen Freiheitsbegriff. Aber: auch in der Bundesrepublik gibt es schon bewachte Bereiche, die nicht mehr allen Bürgern zugänglich sind.

In keinem anderen Land der Welt ist in den letzten Jahrzehnten so viel gebaut worden, haben neue Architekturen die Städte geprägt, waren Architekten aus aller Welt beschäftigt wie in Deutschland. Auch hier werden wir das Thema wechseln, werden Rückbau und Umbau, Sanierung und Modernisierung neue Antworten der Architekten erfordern. Wie aber werden wir in Zukunft wohnen und wo? Auf dem Lande oder in der Stadt?

 

 

Veranstaltung 12 im Wintersemester 2003-2004

02.02.2004
 

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

leben.pdf
(37 kB)

Abstract

Der räumliche Prozess sozialer Fragmentierung urbaner Räume ist keineswegs neu. Das traditionelle Spektrum der Separierung reicht dabei von ethnischer Ghettobildung bis zu den unterschiedlichen Standortpräferenzen von Lebensaltersgruppen und betrifft Metropolen westlicher Industriestaaten ebenso wie Megacities der Dritten Welt.

Parallel zu diesen Vertikalstrukturen entwickelt sich nun – vor dem Hintergrund der Globalisierung und der damit verbundenen zunehmenden sozialen Polarisierung – eine zusätzliche räumliche Differenzierung innerhalb der einzelnen Statusgruppen selbst. Als Motive gelten dabei ähnliche Interessen hinsichtlich des Freizeitgenusses (z.B. spezifische sportliche Aktivitäten), gemeinsame Auffassungen über den Lebensstil oder eine gemeinsame Weltanschauung. Das Resultat sind "gated communities", mit Zugangsbarrieren versehene Wohnviertel, die sich durch Selbstverwaltung bewusst von der städtischen Gemeinschaft ausschließen. Damit wird eine neue Qualität räumlicher Trennung erreicht, die sich als freiwilliges "Leben hinter Mauern" charakterisieren lässt und die noch stärker als bisherige Segregationsformen soziale Konflikte fördert.

Im Vortrag werden anhand von Beispielen aus Nordamerika, Südamerika und Europa die räumlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen dieser "geschlossenen Gemeinschaften" vorgestellt.