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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

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Genossenschaft

Veranstaltung 3 im Wintersemester 2010-2011

08.11.2010

 

Skripte etc.

Das Skript des Vortrags finden Sie hier:

es.pdf
(224 kB)

 

Abstract

Viele hegen Zweifel, ob man die Entwicklung der Welt dem Markt, Technokraten und Kapitalisten überlassen kann. Diese Zweifel teilt auch Thierry Jeantet, der Generaldirektor der Vereinigung der europäischen Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit EURESA, dessen Buch "Economie Sociale – une alternative au Capitalisme" vom Referenten ins Deutsche übersetzt wurde und diesem Referat zu Grunde liegt.

Nach einer kurzen Einführung (warum kommt die Economie Sociale aus Frankreich, warum lehnen die Deutschen diesen Ansatz ab), werden zunächst die verschiedenen Erscheinungsformen des real existierenden Kapitalismus vorgestellt, vom fürsorglichen Familienkapitalismus bis zum zerstörerischen "Raubtierkapitalismus" und es werden Versuche beschrieben, das Image kapitalistischer Unternehmen durch freiwillige Übernahme von sozialer Verantwortung (corporate social responsibility) zu verbessern.

Den Hauptteil des Referats bildet eine Übersicht über die Besonderheiten der Economie Sociale als eine werteorientierte Form des Wirtschaftens ohne Fixierung auf Finanzfragen und die Erzielung von Rendite für das investierte Kapital, die prägenden Kernbegriffe und das wirtschaftliche Gewicht der weltweit verbreiteten Organisationen der Economie Sociale (Genossenschaften, Wirtschaftsvereine und Versicherungen auf Gegenseitigkeit). Auch die Probleme bei der Umsetzung dieses Konzepts eines "anderen Wirtschaftens" (entreprendre autrement) werden angesprochen, z.B. die mangelnde Sichtbarkeit dieser Bewegung, die sich aus vielen gleich gesinnten, aber getrennt operierenden Einheiten zusammensetzt und dabei ist, ihr eigenes betriebswirtschaftliches Instrumentarium zu entwickeln.

Den Heilmitteln der Vertreter des Kapitalismus für wirtschaftliche Schwierigkeiten (Privatisierung öffentlicher Unternehmen und Dienste und unbeschränktes Wachstum) werden die Entwicklungsstrategien der Economie Sociale gegenübergestellt: Nachhaltige Entwicklung, humane Globalisierung, gerechte Verteilung von Reichtum, z.B. durch Fair Trade. In einem Fazit werden die Argumente für eine weitere Verbreitung der Economie Sociale noch einmal zusammengefasst, mit neuen Ansätzen, natürliche, humane und wirtschaftliche Ressourcen zu mobilisieren, um die Weichen für eine gerechtere Wirtschaftsordnung zu stellen.