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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

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Klient

Veranstaltung 14 im Wintersemester 2013-2014

10.02.2014

 

Skripte etc.

Die Mitschnitte des Vortrags und der Diskussion sind hier bereitgestellt:

buergermachenenergie-10.mp3
Vorstellung des Referenten durch Prof. Dr. Thorsten Bonacker (5:49 min, 2,3 MB)

kapitalismusalternativen-20.mp3
Vortrag (36:00 min, 14,4 MB)

kapitalismusalternativen-31.mp3
Diskussion Teil 1 (26:40 min, 10,6 MB)

kapitalismusalternativen-32.mp3
Diskussion Teil 2 (22:50 min, 9,1 MB)

 

Abstract

Seit dem globalen "credit crunch" im Jahre 2008 befinden sich die liberale Demokratie und die soziale Marktwirtschaft in einer tiefen Krise. Diese Krise ist nicht nur finanzieller und politischer, sondern auch sozialer und ethischer Natur. Durch die Trennung von Risiko und Verantwortung hat der Finanzkapitalismus ein System geschaffen, das die Gewinne in rein private Hände lenkt, die Verluste den Steuerzahlern aufbürdet und die Risiken an die gesamte Gesellschaft weiterleitet.

Hinter dem Finanzkapitalismus stecken aber weder rein rechts-konservative noch links-libertäre Ideen, sondern eine gewisse liberale Ideologie. Diese baut auf einem grundsätzlich pessimistischen Menschenbild auf. Von Thomas Hobbes und John Locke über Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant zu John Rawls und Jürgen Habermas behauptet der Liberalismus, dass der Mensch egoistisch, misstrauisch und gewaltsam ist – entweder als Individuum oder in der Gesellschaft. Somit bedürfe es der unsichtbaren Hand des Markts und der sichtbaren Hand des Staates, um die Konflikte im Naturzustand zu regulieren.

Aus diesem Grund befinden sich liberale Gesellschaften vermehrt im Spannungsfeld zwischen der Anarchie des freien Marktes und des Zwanges der Staatsgewalt. In diesem Spannungsfeld sind weder der demokratische Rechtsstaat noch individuelle Menschenrechte ausreichend, um effektiven Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu leisten.

Auch benötigen Alternativen zur kapitalistischen Demokratie mehr als nur formalistische und verfahrensmäßige Werte, die der Links- und Rechts-Liberalismus heutzutage verkörpert. Es braucht zum einen Tugenden wie Mut, Loyalität und Ehrgefühl, und zu anderen Institutionen, welche diese Tugenden anerziehen wie auch das Verantwortungsbewusstsein fördern und zu einen Sinn für gegenseitige Pflichten anleiten. Nur so gibt es Hoffnung, aus Konsumenten und Klienten wieder Bürger zu bilden.