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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

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Archiv zum Schlagwort
Marginalviertel in Lateinamerika ökonomische Unterprivilegierung

Veranstaltung 10 im Wintersemester 2002-2003

20.01.2003
 
 

Abstract

Marginalviertel kennzeichnen nach wie vor die unkontrolliert ausufernden Stadtränder in Lateinamerika. Lange Zeit galten sie als "Krebsgeschwüre" der Städte und riefen gleichermaßen Abscheu wie Mitleid hervor. Mittlerweile ist das allgemeine Interesse daran – trotz zunehmender Problemdimension – geringer geworden, offenbar ein Gewöhnungsprozeß!

Bei Marginalvierteln unterscheidet man prinzipiell zwei Haupttypen:

  • Informell enststandene irreguläre Siedlungen, die oft geschlossen die Ränder aller lateinamerikanischen Agglomerationen umziehen.
  • Baulich und infrastrukturell degradierte, hochverdichtete ehemalige Wohnviertel der Ober- und oberen Mittelschicht im Innenstadtbereich.

Marginalviertel sind aber nicht nur durch baulich-infrastrukturelle Kriterien und eine hohe Wohndichte definiert. Als gewichtigere Charakteristika mit ungleich schwerer zu lösenden sozioökonomischen Problemen gelten heute:

  • Der hohe Prozentsatz der dort in Armut lebenden Bevölkerung (20-40%, z.T. darüber) sowie, damit eng verbunden, der große Anteil der im informellen Sektor Tätigen: 60-75%!
  • Die hohe und sogar noch ansteigende Kriminalität, vor allem Gewaltverbrechen (violent crima: Überfälle, Morde etc.).
  • Die quasi Ausgrenzung der Bewohner vom "offiziellen" städtischen Bereich, d.h. eine politische und ökonomische Unterprivilegierung sowie eine soziale Diskriminierung.