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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

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Archiv zum Schlagwort
Naher Osten

Position 1: Veranstaltung 1 im Wintersemester 2006-2007
Position 2: Veranstaltung 5 im Wintersemester 2003-2004
Position 3: Veranstaltung 5 im Sommersemester 2002
Position 4: Veranstaltung 2 im Wintersemester 2008-2009

 

Veranstaltung 1 im Wintersemester 2006-2007

23.10.2006
 

Skripte etc.

Zur Diskussion des Vortrages erreichte uns ein Erinnerungsprotokoll, dass wir hier bereitstellen:

neuenaheostendiskl.pdf
(75 kB)

 

Abstract

Thomas de Maizière kritisierte am 12. Oktober 2006 das angeblich zunehmende Bestreben rohstoffreicher Länder, ihre Öl- und Gasreserven als politische Waffe einzusetzen. Die Bemerkung ziele wohl auf Russland, unseren größten Gaslieferanten, meinte die Financial Times Deutschland.

Der Kanzleramtschef könnte den Gedanken vom Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des US-Senats, Richard Lugar, haben. Der hatte im September 2006 die Länder Venezuela, Iran und Russland als 'adversarial regimes' bezeichnet, also als uns antagonistisch gegenüberstehende Regime. Wir sind gewohnt, in den Kategorien konventioneller Kriege zwischen Nationen zu denken, doch Energie ist die Waffe der Wahl für die, die sie besitzen, so Lugar.

Lugar und die übrige US-Herrschaftselite denken nicht nur, sie handeln auch kriegerisch, in Afghanistan und im Irak; oder lassen kriegerisch handeln. Condoleezza Rice nannte die israelischen Zerstörungen im Libanon die Geburtswehen des Neuen Nahen Ostens. Offenbar wird da ein Monstrum geboren. Wozu wurde es gezeugt?

Der Vortrag soll geopolitische Hintergründe des Vorgehens der USA und ihrer Verbündeten im Nahen Osten liefern.

 

 

Veranstaltung 5 im Wintersemester 2003-2004

24.11.2003
 

Abstract

"Im Umgang mit Syrien sind alle Optionen offen", sagt Jon Polten, Stellvertreter des Außenministers der USA. Eine mögliche Option wäre eine amerikanische militärische Intervention. Syrien sei eine doppelte Bedrohung: Damaskus unterstütze die Terrororganisationen und strebe nach Massenvernichtungswaffen.

Die amerikanische Liste der Forderungen an Syrien ist lang. Die USA verlangen von Damaskus volle und bedingungslose Zusammenarbeit. Faruk Aschrah, Syriens Außenminister, erklärt, sein Land sei bereit für eine intensivere Kooperation mit den USA, dennoch stellt er die Frage: "Welcher Staat in der Welt kooperiert vollständig mit den Vereinigten Staaten von Amerika?". Indirekt weist der Syrer auf Deutschland und Frankreich hin. Damaskus wartet nicht ab, sondern verstärkt seine Bemühungen um Amerika zufrieden zu stellen. Syrien schließt die Büros der palästinensischen Organisationen im Land; durch bessere Beziehungen zu Ankara will Syrien, dass die Türken sich in Washington für die Syrer einsetzen. Aber Ankara hat selbst Probleme mit der amerikanischen Politik im Nahen Osten. In Wirklichkeit arbeitet Syrien seit dem 11. September 2001 stillschweigend mit Amerika intensiver als je zuvor zusammen. Der Erfolg der USA bei der Verhaftung vieler Islamisten in Afghanistan und anderswo ist vor allem der Mithilfe aus Damaskus zu verdanken. Washington will aber nicht nur Konzessionen, sondern volle und bedingungslose Kooperation.

Werden die Machtaber in Syrien den amerikanischen Wünschen nachgeben oder ereilt ihnen das gleiche Schicksal wie ihren arabischen Brüdern in Bagdad? Über diese und andere Fragen möchten wir gemeinsam diskutieren.

 

 

Veranstaltung 5 im Sommersemester 2002

10.06.2002
 

Abstract

Der Nahe Osten steht vor einer Explosion. Das ist nicht nur auf den 11. September 2001 zurückzuführen sondern mindestens ebenso auf den Beginn der al-Aksa-Intifada am 28. September 2000. Wollte man die gegenwärtige militärische Eskalation allerdings auf diesen Bereich konzentrieren, würde man dem vielfältigen Geflecht des Nahostkonflikts nicht gerecht werden. Wenn heute eine gerechte Lösung für Israelis und Palästinenser gesucht wird, müssen damit immer weiterführende Fragen verbunden sein, die den ganzen Nahen Osten betreffen: Wer darf von wo wie viel Wasser aus welchem Fluss für sein Volk nehmen? Wer folgt welchem Präsidenten, Regierungschef oder König? Und konkret auf Israel und Palästina bezogen: Kann es überhaupt einen palästinensischen Staat geben? Wem gehört Jerusalem? Lässt sich das geforderte uneingeschränkte Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge garantieren?

Zur Beantwortung dieser Fragen wurden in einem ersten Teil die großen Entwicklungslinien des Nahostkonfliktes aufgezeigt: Wie ist der Sechstagekrieg von 1967 vor dem Hintergrund des damaligen Kalten Krieges zu interpretieren und wie hat sich das damals erschütterte Selbstverständnis der Palästinenser bis heute ausgewirkt? Warum ist der libanesische Bürgerkrieg zu einem der Schlüsselkonflikte für die gewaltsame Eskalation im Nahen Osten geworden? Wie konnte es zu den Friedensgesprächen von Madrid und Washington und zur Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens kommen? Gerade hier wurde die Position der Vereinten Nationen und der Europäischen Union befragt, aber auch der entscheidende Einfluss König Husseins von Jordanien und die weltweite wenn auch nur kurzfristige – Allianz gegen Saddam Hussein.

Der zweite Teil zeigte ausführlicher die Umsetzung, Verschleppung und letztlich Aufkündigung des Gaza-Jericho-Abkommens auf und ging konkret der Frage nach, was heute alles gelingen muss, um Frieden in Nahost zu garantieren. In diesem Zusammenhang kommt auch der christlichen Minderheit eine entscheidende Rolle zu, weil immer mehr Kirchenführer politisch auf die Bühne treten. Das hat nicht zuletzt der Besuch von Papst Johannes Paul II. in Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, Jordanien, Ägypten und Syrien gezeigt. Wo stehen also die Christen in diesem Konflikt und warum lassen sich Religion und Politik in Nahost nicht trennen? Eine aktuelle Analyse der Belagerung der Betlehemer Geburtskirche versuchte, darüber Aufschluss zu geben.

Wenn alles im Nahen Osten unübersichtlich ist, bleibt eines klar: Die These Huntingtons vom "clash of civilizations" lässt sich auf diese Region nicht anwenden, sie wäre zu kurz gefasst. Denn im "Heiligen Land" prallen zwei Völker, zwei politische Systeme und drei Religionen aufeinander. Was hier geschieht, ist ein politischer Konflikt mit religiösen Inhalten, der sich nicht auf die Kulturtheorie beschränken lässt. Deshalb kann die Explosion nur vermieden werden, wenn eine Vielzahl politischer und religiöser Kräfte in diesem Prozess mitdenkt. Ob das gelingt, versuchte der Vortrag zu erläutern.

 

 

Veranstaltung 2 im Wintersemester 2008-2009

27.10.2008

 

Abstract

Das große Spiel des 19. Jahrhunderts ist im 21. Jahrhundert ein größeres und gefährlicheres Spiel geworden. Naher und Mittlerer Osten (NMO) stellt heute ein Zentralspielplatz und Tatort der Mächte dar. Neue Allianzen sind entstanden, das globale Bürgerbewusstsein des Ungleichgewichts wird immer stärker. Die Suche nach einer neuen Ordnung ist erneut Teil der Politik geworden.

Die weltweite Opposition gegen die westliche 'Einbahnstraße', gegen Ethnozentrismus, wächst. Neben NMO-internen Konflikten ist der Nahe und Mittlere Osten immer mehr mit Konflikten in anderen Regionen vernetzt. Theorien für Konfliktlösungen existieren (UNO-Charter, Menschenrechtspakte, Konventionen), werden aber von der Politik ignoriert. Die Vereinten Nationen bleiben ein schwerfälliger Handwerkskasten, der bei den großen Weltkrisen nicht oder nur ungenügend benutzt wird.

Die grosse Herausforderung des Augenblicks:
Schaffung eines Multilateralismus, den es im Sinne der Weltgemeinschaft und der UNO-Charter bisher nicht gegeben hat. Um dies zu ändern, sind grundsätzliche Voraussetzungen zu schaffen, wie z.B.

Hier liegt die historische Herausforderung der UNO, mit Mitgliedsstaaten und deren Öffentlichkeit, den Allianzen und den Ländern des NMO-Raumes zusammenzuarbeiten.