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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

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Archiv zum Schlagwort
Natur Eigenwert

Position 1: Veranstaltung 7 im Wintersemester 2006-2007
Position 2: Veranstaltung 4 im Wintersemester 2004-2005

 

Veranstaltung 7 im Wintersemester 2006-2007

04.12.2006
 

Abstract

Zwar ist der Eigenwert der Natur inzwischen in vielen internationalen Abkommen und nationalen Gesetzen festgeschrieben, so u.a. in der Biodiversitätskonvention von Rio, dem Madrider Antarktis-Protokoll, der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes und dem Nationalparkgesetz Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Doch was der Eigenwert bedeutet, wie er sich begründen lässt und welche Konsequenzen aus ihm zu ziehen wären, ist unter Politikern, Naturschützerinnen und Laien selten klar.

Wissenschaftliche Disziplin, die diesen Fragen nachgeht, ist die Umweltethik. Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über die verschiedenen Konzepte, die in der Umweltethik im Laufe der letzten drei Jahrzehnte erarbeitet worden sind. Anschließend werden Argumente für das weitreichendste dieser Konzepte angeführt: die so genannte holistische Umweltethik. Sie schreibt der gesamten Natur einen Eigenwert zu. Lässt sich so etwas rational rechtfertigen?

Im Vortrag wird zunächst die elementare Intuition vorgestellt, die es nahelegt, den Radius der direkten menschlichen Verantwortung so weit auszudehnen. Es folgt eine theoretische Begründung des Holismus. Schließlich werden einige Gesichtspunkte angeführt, die davon abraten lassen, im Naturschutz allein aus pragmatischen Gründen lieber anthropozentrisch statt holistisch zu argumentieren.

 

 

Veranstaltung 4 im Wintersemester 2004-2005

15.11.2004

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

seevoegel.pdf
(41 kB)

 
 

Abstract

Das Verhältnis Mensch und Natur wird gegenwärtig durch das Schlagwort "Naturkrise unserer Zivilisation" gekennzeichnet. In der Natur- und Umweltpolitik gilt immer noch der von K. M. Meyer-Abich 1997 formulierte "Dreisatz":

  1. so geht es nicht weiter;
  2. wir wissen das; trotzdem aber,
  3. ändert sich (fast) nichts.

Dieses Dilemma hängt – mindestens auch – mit der Naturentfremdung zusammen, aus der das Referat Auswege aufzeigen will.

Zwei dieser Wege betreffen Bewusstseinsänderungen:

  • die detaillierte Wahrnehmung einer nicht nur schwindenden, sondern leidenden Natur (z.B. verölte Seevögel als Patienten, deren Diagnose zu 99% hoffnungslos ist).
  • die Überwindung der üblichen anthropozentrischen Nutzen-Ideologie hin zu der Vorstellung vom Eigenwert und Eigenrecht der Natur (vgl. das Franziskus-Motto: "Etwas Unkraut stehen lassen"). Der Biophilosoph Meyer-Abich hat in diesem Zusammenhang die Frage "Wozu ist die Natur für uns gut?" umgedreht in die Frage "Wofür sind wir gut in der Welt?".

Der dritte Weg aus der Naturentfremdung betrifft eine Auswahl aus der Vielfalt alter und neuer Vorschläge zur individuellen Naturerfahrung von der Kindheit an. Das entsprechende Kapitel des Vortrags trägt die Überschrift: "Wenn Du noch Sehnsucht hättest".