gemeinsam mit dem Zentrum für Konfliktforschung
19.05.2003
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Die "Violencia", die Kolumbien seit Jahrzehnten erschüttert, hat alte Wurzeln bis in die koloniale und nachkoloniale Geschichte des Landes hinein. In den letzten Jahren wurden die internen Widersprueche und Konfliktursachen durch Interventionen und Einflüsse von Außen ungeheuer angeheizt. Seit drei Jahren tobt in Kolumbien ein Krieg, der in der Öffentlichkeit, außer bei wenigen Interessierten, kaum Beachtung gefunden hat, trotz der Dimension des Konfliktes, den hundertausenden Toten und den mindesten zwei Millionen Kriegsflüchtlingen, die im Lande zwischen den Fronten herumirren oder verzweifelt versuchen, sich über die Grenzen abzusetzen.
Die Akteure in dem Drama haben sehr unterschiedliches Gewicht, auch in der Darstellung gegenüber der dafür ohnehin nur bedingt interessierten und oft informations-manipulierten Öffentlichkeit. Diejenigen, auf deren Rücken sich das Ganze abspielt, die Opfer, haben gar keine Öffentlichkeit.
Der Hauptakteur in dem Konflikt sind die USA. Sie haben den ursprünglichen kolumbianischen Entwicklungsplan "Plan Colombia" zu einem "Anti-Drogen-Krieg" gemacht, letzlich zu einem Krieg gegen die kolumbianische Landbevölkerung.
Der komplexen Gemengelage der Interessen aller Akteure, der nationalen und der ausländischen, also allen voran der USA, werden monokausale Erklärungen nicht gerecht. So geht es auf Seiten der USA natürlich auch um Drogen, aber nicht nur darum, sondern natürlich auch um Erdöl, um Hegemonialansprüche im erweiterten "US-Hinterhof", um konkrete wirtschaftliche Interessen derer, die am Geschäft mit Kriegsmaterial und Chemikalien gut verdienen, um Interessen des international verflochtenen agroindustriellen Komplexes und um die gigantischen Gewinne aus dem Drogengeschäft mit ihrem korrumpierenden Potential für alle Seiten und auf allen Ebenen.
Die Verlierer, die Opfer sind die kolumbianischen Kleinbauern, Landlosen und Indigenen, deren Leiden der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind, die kein Sprachrohr und keine Interessenvertretung haben. Wie sieht es auf deren Seite aus? Was können wir, was müssen wir im Alten Europa tun, wie können wir helfen, was können wir beitragen, um Fehlentwicklungen zu beeinflussen, damit Niedrigniveau-Konflikte nicht zu Flächenbränden wie im Irak werden?