Zur ISEM-Startseite
Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Zur Liste
Konflikte in Gegenwart und Zukunft

Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Sommersemester 2002

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

Veranstaltung 5

10.06.2002
 

Abstract

Der Nahe Osten steht vor einer Explosion. Das ist nicht nur auf den 11. September 2001 zurückzuführen sondern mindestens ebenso auf den Beginn der al-Aksa-Intifada am 28. September 2000. Wollte man die gegenwärtige militärische Eskalation allerdings auf diesen Bereich konzentrieren, würde man dem vielfältigen Geflecht des Nahostkonflikts nicht gerecht werden. Wenn heute eine gerechte Lösung für Israelis und Palästinenser gesucht wird, müssen damit immer weiterführende Fragen verbunden sein, die den ganzen Nahen Osten betreffen: Wer darf von wo wie viel Wasser aus welchem Fluss für sein Volk nehmen? Wer folgt welchem Präsidenten, Regierungschef oder König? Und konkret auf Israel und Palästina bezogen: Kann es überhaupt einen palästinensischen Staat geben? Wem gehört Jerusalem? Lässt sich das geforderte uneingeschränkte Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge garantieren?

Zur Beantwortung dieser Fragen wurden in einem ersten Teil die großen Entwicklungslinien des Nahostkonfliktes aufgezeigt: Wie ist der Sechstagekrieg von 1967 vor dem Hintergrund des damaligen Kalten Krieges zu interpretieren und wie hat sich das damals erschütterte Selbstverständnis der Palästinenser bis heute ausgewirkt? Warum ist der libanesische Bürgerkrieg zu einem der Schlüsselkonflikte für die gewaltsame Eskalation im Nahen Osten geworden? Wie konnte es zu den Friedensgesprächen von Madrid und Washington und zur Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens kommen? Gerade hier wurde die Position der Vereinten Nationen und der Europäischen Union befragt, aber auch der entscheidende Einfluss König Husseins von Jordanien und die weltweite wenn auch nur kurzfristige – Allianz gegen Saddam Hussein.

Der zweite Teil zeigte ausführlicher die Umsetzung, Verschleppung und letztlich Aufkündigung des Gaza-Jericho-Abkommens auf und ging konkret der Frage nach, was heute alles gelingen muss, um Frieden in Nahost zu garantieren. In diesem Zusammenhang kommt auch der christlichen Minderheit eine entscheidende Rolle zu, weil immer mehr Kirchenführer politisch auf die Bühne treten. Das hat nicht zuletzt der Besuch von Papst Johannes Paul II. in Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, Jordanien, Ägypten und Syrien gezeigt. Wo stehen also die Christen in diesem Konflikt und warum lassen sich Religion und Politik in Nahost nicht trennen? Eine aktuelle Analyse der Belagerung der Betlehemer Geburtskirche versuchte, darüber Aufschluss zu geben.

Wenn alles im Nahen Osten unübersichtlich ist, bleibt eines klar: Die These Huntingtons vom "clash of civilizations" lässt sich auf diese Region nicht anwenden, sie wäre zu kurz gefasst. Denn im "Heiligen Land" prallen zwei Völker, zwei politische Systeme und drei Religionen aufeinander. Was hier geschieht, ist ein politischer Konflikt mit religiösen Inhalten, der sich nicht auf die Kulturtheorie beschränken lässt. Deshalb kann die Explosion nur vermieden werden, wenn eine Vielzahl politischer und religiöser Kräfte in diesem Prozess mitdenkt. Ob das gelingt, versuchte der Vortrag zu erläutern.


Schlagworte: Ägypten, al-Aksa-Intifada, al-Aksa-Intifada Israel, al-Aksa-Intifada Palästina, Autonomiegebiet palästinensisches, Belagerung der Betlehemer Geburtskirche, Betlehem, Betlehemer Geburtskirche, Betlehemer Geburtskirche Belagerung, Bürgerkrieg, Bürgerkrieg libanesischer, clash of civilizations, Europäische Union, Flüchtlinge palästinensische, Flüchtlinge palästinensische Rückkehrrecht, Flüchtlinge palästinsische, Frieden, Frieden zwischen Israel und Palästina, Friedensgespräch Madrid, Friedensgespräch Madrid Israel Palästina, Friedensgespräch Madrid Nahostkonflikt, Friedensgespräch Washington, Friedensgespräch Washington Israel Palästina, Friedensgespräch Washington Nahostkonflikt, Gaza, Gaza-Jericho-Abkommen, Heiliges Land, Intifada, Intifada Israel, Intifada Palästina, Israel, Israel al-Aksa-Intifada, Israel Frieden mit Palästina, Israel Intifada, Israel Sechstagekrieg on 1967, Israelm Sechstagekrieg von 1967, Jerusalem, Jordanien, Jordanien König Hussein, Konflikt, Konflikt politischer religiöser Inhalt, König Hussein, König Hussein von Jordanien, libanesischer Bürgerkrieg, Libanon, Naher Osten, Nahostkonflikt, Nahostkonflikt Friedensgespräch Madrid, Nahostkonflikt Friedensgespräch Washington, Nahostkonflikt Wasser, Palästina, Palästina al-Aksa-Intifada, Palästina Frieden mit Israel, Palästina Intifada, palästinensische Flüchtlinge, palästinensische Flüchtlinge Rückkehrrecht, palästinensischer Staat, palästinensisches Autonomiegebiet, politischer Konflikt religiöser Inhalt, Religion, religiöser Inhalt politischen Konflikts, Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge, Sechstagekrieg von 1967, Sechstagekrieg von 1967 Israel, Staat palästinensischer, Syrien, Vereinte Nationen, Wasser Nahostkonflikt