Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Sommersemester 2001
gemeinsam mit dem Zentrum für Konfliktforschung
16.05.2001
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Das Skript des Vortrags finden Sie hier:
ethikgen.pdf
(117 kB)
Drei Jahre nach der Präsentation des schottischen Klonschafs Dolly beabsichtigt ein römisches Forscherteam, einen Menschen zu klonen. Gelingt das Experiment, wird es der erste menschliche Klon überhaupt sein, der bis zur Geburt zugelassen und in die menschliche Gesellschaft entlassen wird. Handelt es sich beim Klon um einen Menschen nach Maßgabe der Gattung? Kommen ihm Würde und Rechte zu? Gleichzeitig wird um das Verfahren der Präimplantationsdiagnostik gerungen. Auch hier werden Fragen der Würde und der Rechte berührt.
Im Falle der Biowissenschaften wird das ethische Dilemma, worin sich Wissenschaft und Gesellschaft bewegen, so deutlich, weil es hier um den Menschen selbst geht. Der technologische Fortschritt wird unmittelbar in den menschlichen Körper hineingetragen und setzt diesen damit tendenziell auch Modifikationen aus. Zur Disposition steht nicht weniger als die Geltung des Menschenbildes, wie es der christlich-jüdischen Tradition und den ihr verhafteten Kulturen eigen ist.
Auf solche Probleme muss die Gesellschaft mit einer ethischen Position reagieren. Doch gerade am unmittelbaren Problem der Biowissenschaften zeigt sich die Begrenztheit ethischer Diskurse, die aus der Gesellschaft selbst entwickelt werden. Im Streit um die Humangenetik steht nicht nur ein Bild des Menschen zur Debatte, sondern auch der Stellenwert von Ethik überhaupt.
Der Vortrag untersucht die Rolle von Ethik im Kontext der Debatten um Präimplantationsdiagnostik und Klonen. Die Analyse erfolgt maßgeblich vor dem Hintergrund der Überlegungen von Lyotard und Adorno.