Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Sommersemester 2006
gemeinsam mit dem
Zentrum für Konfliktforschung
08.05.2006
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Der Diavortrag zeigt den Übergang von der Geburtshilfe, wie sie Hebammen ausübten, zur akademischen Geburtsmedizin in den Kliniken zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund der Aufklärung hatten die Geburtsmediziner den Fortschritt im Blick, den sie in der Entwicklung chirurgischer Instrumente zu erkennen meinten. Die Geburt wurde fortan als Risiko im Sinne einer krankhaften Veränderung definiert und behandelt.
Ort des Gebärens war nunmehr die Klinik und nicht mehr das häusliche Ehebett. Für die Schwangeren bedeutete diese Sichtweise jedoch ein höheres Gefahrenpotential und für die Hebammen eine umfassende Veränderung ihres Berufsbildes.
Der Vortrag führt die Janusköpfigkeit der Aufklärung vor Augen und die strukturelle Gewalt, die mit der Medikalisierung der Geburt in den Gebärhäusern des 19. Jhs. einherging. Am Beispiel des Marburger Acchouchierhauses von 1792 – eines der frühesten in Europa – werden diese Entwicklungsstränge nachgezeichnet.