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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte der Zukunft
Analysen und Alternativen

Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Sommersemester 2001

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

Liste der Veranstaltungen

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Veranstaltung 1

18.04.2001
 

Skripte etc.

Das Skript des Vortrags finden Sie hier:

bedroh.pdf
(393 kB)

 

Abstract

Der Eröffnungsvortrag der Ringvorlesung stellt vor, wie Psychologen Umweltkonflikte betrachten. An Umweltkonflikten herrscht kein Mangel. Hier ist an die Nutzung knapper Umweltgüter (z.B. Trinkwasser, saubere Luft), die Bewertung von Umweltrisiken (z.B. "Ist Sommersmog schädlich?") oder die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen ("Warum sollen wir teuren Öko-Strom kaufen?") zu denken.

Vertiefend wird auf den betrieblichen Umweltschutz eingegangen, der als Konfliktfeld eine besondere Herausforderung darstellt. So stoßen Umweltschutzmaßnahmen heute weniger auf technische Hemmnisse als vielmehr auf Akzeptanzprobleme bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei Führungskräften. Der Vortrag stellte exemplarisch diese Konflikte aus der Sicht betrieblicher Umweltakteure vor. Daraus wurden präventive Lösungsstrategien abgeleitet.

 
Veranstaltung 2

25.04.2001
 

Skripte etc.

Skripte zum Vortrag finden Sie hier:

konterr.pdf
(16 kB) Heimliche Konterrevolution

reicharm.pdf
(11 kB) Reich wird reicher, Arm bleibt arm

schlafmz.pdf
(23 kB) "Her mit den Schlafmünzen" Scheitert die neue Währung an ihren inneren Widersprüchen?

versich.pdf
(16 kB) Wie sicher sind unsere Versicherer? Assekuranz in Deutschland ist gegen einen Sicherungsfonds

 

Abstract

Weltweit sehen Millionen Menschen ihr Leben von den Launen der Finanzmärkte diktiert und oft auch ruiniert. Regierungen beklagen, dass sie immer mehr Macht an die Börsen, die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds verlieren. Immer wieder ertönt der Ruf nach einer Zähmung des Geldes.

Hier setzte der Vortrag von Hermannus Pfeiffer an. Der Finanzanalytiker beobachtet eine Kluft zwischen global operierenden Geldmultis auf der einen und national organisierten, offenbar immer machtloseren "Ordnern und Wächtern" auf der anderen Seite. Wie kann diese Kluft verkleinert werden? Hermannus Pfeiffer präsentierte Vorschläge, die er in seinem gleichnamigen Buch (Rowohlt, Hamburg 2000) entwickelt hat. Der Wirtschaftswissenschaftler Jörg Goldberg würdigte diese Publikation als "eine seriöse Untersuchung der aktuellen Finanzmärkte, die sich einer klaren Sprache bedient und ohne vermeintliches Insiderkauderwelsch auskommt."

 
Veranstaltung 3

02.05.2001
 

Abstract

Viele Konservative und Christdemokraten sind der Meinung, dass Demokratie und Menschenrechte auf eine vom Christentum geprägte Kultur zurückgehen. Die Zuwanderung von Muslimen würde die christlichen Grundlagen unserer Gesellschaft untergraben. Das Bekenntnis zum Islam gilt oft als unvereinbar mit demokratischen Einstellungen, also wird mit Verweis auf die innere Sicherheit die Anpassung an eine vermeintlich deutsche, christliche Leitkultur gefordert.

Andere sehen weniger eine "muslimische Gefahr", sondern hoffen vielmehr, die Gegenwart von Muslimen würde das gelebte Christentum stärken. Die Muslime in der Diaspora seien darauf angewiesen, ihre religiöse Identität zu bewahren. Daher könnten sie den Christen modellhaft vor Augen führen, wie "praktizierter Glaube", "täglicher Gottesbezug" und "Wertsetzung für die Jugend" gelebt werden sollten.

Kann eine kritische Auseinandersetzung mit den hiesigen Muslimen den Christen helfen, die eigenen Werte neu zu entdecken? Ist durch einen interreligiösen Dialog der ethische Diskurs zu stärken? Lassen sich auf Grundlage der Menschenrechte gemeinsame Werte finden und in die Gesellschaft einbringen?

 
Veranstaltung 4

16.05.2001
 

Skripte etc.

Das Skript des Vortrags finden Sie hier:

ethikgen.pdf
(117 kB)

 

Abstract

Drei Jahre nach der Präsentation des schottischen Klonschafs Dolly beabsichtigt ein römisches Forscherteam, einen Menschen zu klonen. Gelingt das Experiment, wird es der erste menschliche Klon überhaupt sein, der bis zur Geburt zugelassen und in die menschliche Gesellschaft entlassen wird. Handelt es sich beim Klon um einen Menschen nach Maßgabe der Gattung? Kommen ihm Würde und Rechte zu? Gleichzeitig wird um das Verfahren der Präimplantationsdiagnostik gerungen. Auch hier werden Fragen der Würde und der Rechte berührt.

Im Falle der Biowissenschaften wird das ethische Dilemma, worin sich Wissenschaft und Gesellschaft bewegen, so deutlich, weil es hier um den Menschen selbst geht. Der technologische Fortschritt wird unmittelbar in den menschlichen Körper hineingetragen und setzt diesen damit tendenziell auch Modifikationen aus. Zur Disposition steht nicht weniger als die Geltung des Menschenbildes, wie es der christlich-jüdischen Tradition und den ihr verhafteten Kulturen eigen ist.

Auf solche Probleme muss die Gesellschaft mit einer ethischen Position reagieren. Doch gerade am unmittelbaren Problem der Biowissenschaften zeigt sich die Begrenztheit ethischer Diskurse, die aus der Gesellschaft selbst entwickelt werden. Im Streit um die Humangenetik steht nicht nur ein Bild des Menschen zur Debatte, sondern auch der Stellenwert von Ethik überhaupt.

Der Vortrag untersucht die Rolle von Ethik im Kontext der Debatten um Präimplantationsdiagnostik und Klonen. Die Analyse erfolgt maßgeblich vor dem Hintergrund der Überlegungen von Lyotard und Adorno.

 
Veranstaltung 5

30.05.2001
 

Abstract

Früher erschien die Erde als unerschöpfliche Quelle von Ressourcen und als Mülldeponie mit unbegrenzter Aufnahmekapazität. Doch die Produktionsprozesse wurden so sehr intensiviert, vervielfacht und beschleunigt, dass der Mensch das ihn tragende irdische Ökosystem und damit seine Zukunftsfähigkeit gefährdet.

Darauf sind wir weder als Individuen noch als Gesellschaft ausreichend vorbereitet. Die Wirtschaft in ihrer jetzigen Form verschärft die Probleme, die nationalen Regierungen erweisen sich als ignorant und schwach. Die Bevölkerung, verwirrt durch Informationsüberflutung, fühlt sich machtlos. Die Vereinten Nationen setzen auf Weltkongresse wie in Rio de Janeiro oder Peking, um die globalen Zukunftsprobleme zu lösen. Doch leider wird die UNO bürokratisch gegängelt und durch die nationalen Interessen ihrer Mitglieder blockiert.

Hoffen läßt die neue, weltweit vernetzte Zivilgesellschaft, die mit Gegenkonferenzen wie in Seattle oder Porto Alegre auf sich aufmerksam macht. In ihr formiert sich kraftvoll Verantwortung für die Zukunft. Immer lauter wird daher die Forderung nach engeren Kontakten der Vereinten Nationen zur Zivilgesellschaft. Kann eine solche Zusammenarbeit den globalen Herausforderungen im Interesse aller Menschen und nicht nur kleiner Eliten begegnen?

 
Veranstaltung 6

06.06.2001
 

Abstract

Der friedensethische Diskurs war während des Kalten Kriegs unter der Bedingung der Bipolarität vor allem auf das Problem der Massenvernichtungswaffen bzw. auf Militärstrategien, die mit deren Einsatz zumindest drohten, fixiert. Daneben wurde vor allem der Zusammenhang von Rüstungskosten auf der einen Seite der Erdkugel und Hunger und Unterentwicklung auf der anderen reflektiert.

Mit den Veränderungen durch und nach den politischen Umwälzungen ab 1989 schienen erstmals seit Beginn des Kalten Krieges die Mechanismen der Vereinten Nationen jenseits der Blockkonfrontation zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit wirkungsvoll eingesetzt werden zu können. Es gab eine gewisse Anzahl von Zwangsmaßnahmen, die vom Sicherheitsrat mit dieser Zielrichtung verabschiedet wurden.

Damit wurde die Spannung zwischen dem Schutz der Menschenrechte einerseits und dem Prinzip der staatlichen Souveränität andererseits, das dem System der Vereinten Nationen seit ihrer Gründung eingeschrieben ist, praktisch virulent, weil nun die Vereinten Nationen willens und in der Lage waren, den Schutz von Menschenrechten mit – äußerstenfalls auch militärischen – Zwangsmaßnahmen auch ohne Einverständnis des betroffenen Staates durchzusetzen.

Spätestens der Krieg der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, der mit dem Schutz der kosovo-albanischen Bevölkerung vor Übergriffen der jugoslawisch-serbischen Sicherheitskräfte begründet wurde, hat gezeigt, dass damit nicht unerhebliche Probleme verbunden sind.

Eine Friedensethik für das 21. Jahrhundert wird den Vorrang von Gewaltfreiheit nun so zur Geltung bringen müssen, dass sie gleichzeitig in der Lage ist, für den äußersten Fall auch Kriterien anzugeben, unter welchen Bedingungen eine humantiäre Intervention rechtfertigbar ist. Dabei sind die Universalität und Unteilbarkeit der Menschenrechte als normative Grundprinzipien so aufzunehmen, dass der Zusammenhang von Menschenrechten und ökonomischer Gerechtigkeit nicht aus dem Blick gerät.