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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Unsere Welt in 20 Jahren - Wie wollen wir leben?

Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Wintersemester 2004-2005

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

Liste der Veranstaltungen

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Veranstaltung 1

25.10.2004
 

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

gtrans.pdf
(126 kB)

 

Abstract

Wir leben in einer Zeit der Übergänge – in einer Zeit der "Great Transitions": Unsere Zukunft ist offen und geprägt von gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen. In solchen Übergangsphasen, die gekennzeichnet sind von Krisen und Turbulenzen, kann die Gesellschaft sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Welcher Weg eingeschlagen wird, ist abhängig davon, wie soziale und ökologische Konflikte gelöst und welche grundlegenden Strukturentscheidungen getroffen werden. Doch wie können Gesellschaften Entscheidungen für oder gegen mögliche Zukünfte treffen?

Die "Global Scenario Group", ein Zusammenschluss international anerkannter Fachleute im Umfeld des Stockholm Environment Institute (SEI), hat vor diesem Hintergrund einen neuen, in der bisherigen Nachhaltigkeitsdebatte einzigartigen Denkansatz entwickelt. Grundlegend für diesen sind drei denkbare Zukunftsbilder für die gesellschaftliche Entwicklung:

  • Konventionelle Welten sind die Zukunft, die sich schrittweise aus den heutigen dominanten Kräften entwickeln. Die wirtschaftliche Globalisierung setzt sich fort, vorherrschende Werte verbreiten sich und Entwicklungsregionen verändern sich in Richtung der reichen Länder mit ihrem Produktions- und Konsumverhalten.

  • Das Zukunftsbild Verfall und Barbarei ist gekennzeichnet von sozialer Polarisierung und der Ausweitung von Umweltausbeutung und wirtschaftlicher Instabilität. Eine allgemeine globale Krise, ein Rückschritt der Zivilisation und die Zunahme terroristischer Bedrohung sind die Folge.

  • Große Übergänge meint ein Ausschöpfen der Handlungsmöglichkeiten, um die Herausforderung der Nachhaltigkeit anzunehmen. Gesellschaften entwickeln neue Werte, einen ausgeprägten Sinn für menschliche Solidarität und Respekt für die Umwelt.

Das Entwerfen solcher Zukunftsbilder hat das Ziel, die Entwicklungen die auf uns zukommen, zu verstehen und Möglichkeitsräume künftiger Entwicklungen abzustecken. So können neue Antworten auf die Frage gefunden werden:
"Was für eine Welt wollen wir und welchen Weg müssen wir dazu beschreiten?".

 
Veranstaltung 2

01.11.2004
 

Abstract

Warum ist unsere Welt überwiegend ungerecht, unfriedlich und so Konflikt beladen, instabil und nicht nachhaltig. Und haben wir eine Chance, die Welt, so wie wir sie gegenwärtig vorfinden, Schritt für Schritt zu verändern, sie menschlicher zu machen?

Armut, soziale Kälte, Massenarbeitslosigkeit, gewaltsame Konflikte sind keine Naturkonstanten, sondern von Menschenhand gemacht. Armut und Reichtum, der reiche Norden, der arme Süden, die da oben, die da unten haben weniger mit Mentalität, mit Religion und erst recht nicht mit ethnischer Beschaffenheit der Menschen zu tun, sie resultieren vielmehr aus einer Wechselwirkung zwischen ererbtem Eigentum und der angehäuften politischen und militärischen Macht. Soziale Spaltung und Konflikte werden dauerhaft, wenn es den Mächtigen gelingt, die Vielfalt von Kulturen und menschlichen Eigenschaften zu einem Gegeneinander zu missbrauchen, um ihre Privilegien zu verewigen.

Eine andere Welt ist dennoch möglich, wenn es gelingt, aus den negativen Erfahrungen mit Kapitalismus und Sozialismus zu lernen und einen Paradigmenwechsel zu Nachhaltigkeit und universaler Chancengleichheit herbeizuführen.

 
Veranstaltung 3

08.11.2004

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

dk.pdf
(60 kB)

 
 

Abstract

Im Zusammenhang der Ringvorlesung stellt sich die Frage, mit welchen Denkansätzen und pädagogischen Methoden solche diffizielen Probleme erschlossen und wie in diesem Rahmen nachhaltigwirksame Handlungsansätze erprobt und erste Schlüsselkompetenzen angeeignet werden können.

Zu diesem Zweck wird ein didaktisches Modell vorgestellt, mit dem ein Unterscheidungsvermögen bzgl. der verschiedenen Dimensionen eines gesellschaftlichen Schlüsselproblem eingeübt werden kann.

 
Veranstaltung 4

15.11.2004

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

seevoegel.pdf
(41 kB)

 
 

Abstract

Das Verhältnis Mensch und Natur wird gegenwärtig durch das Schlagwort "Naturkrise unserer Zivilisation" gekennzeichnet. In der Natur- und Umweltpolitik gilt immer noch der von K. M. Meyer-Abich 1997 formulierte "Dreisatz":

  1. so geht es nicht weiter;
  2. wir wissen das; trotzdem aber,
  3. ändert sich (fast) nichts.

Dieses Dilemma hängt – mindestens auch – mit der Naturentfremdung zusammen, aus der das Referat Auswege aufzeigen will.

Zwei dieser Wege betreffen Bewusstseinsänderungen:

  • die detaillierte Wahrnehmung einer nicht nur schwindenden, sondern leidenden Natur (z.B. verölte Seevögel als Patienten, deren Diagnose zu 99% hoffnungslos ist).
  • die Überwindung der üblichen anthropozentrischen Nutzen-Ideologie hin zu der Vorstellung vom Eigenwert und Eigenrecht der Natur (vgl. das Franziskus-Motto: "Etwas Unkraut stehen lassen"). Der Biophilosoph Meyer-Abich hat in diesem Zusammenhang die Frage "Wozu ist die Natur für uns gut?" umgedreht in die Frage "Wofür sind wir gut in der Welt?".

Der dritte Weg aus der Naturentfremdung betrifft eine Auswahl aus der Vielfalt alter und neuer Vorschläge zur individuellen Naturerfahrung von der Kindheit an. Das entsprechende Kapitel des Vortrags trägt die Überschrift: "Wenn Du noch Sehnsucht hättest".

 
Veranstaltung 5

22.11.2004

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

Atomenergie und Radioaktivität

Link:

 Mensch und Technik I: Atomenergie und Radioaktivität -Syndrom einer nicht-nachhaltigen Entwicklung

Die Persistenz des Links wird nicht kontrolliert.

 
 

Abstract

Die Atomenergie soll zur Verminderung der CO2-Emission eingesetzt werden, nach der Vision der US-amerikanischen Regierung sogar zur Erzeugung des Wasserstoffs, der die fossilen Energieträger möglichst vollständig ablösen soll. Welche Konsequenzen hat eine Renaissance der Atomenergie für unsere Region? Wird in dieser schönen neuen Welt wieder Kirchhain als Standort eines Atomreaktors aktuell?

Auch ohne einen Atommeiler in Kirchhain erreicht uns Radioaktivität aus der Anwendung der Atomenergie, wenn auch in kleinen Dosen. Gibt es aber für eine menschliche Zelle eine kleine Dosis oder kann nicht auch ein einzelner Strahlentreffer eine verhängnisvolle Mutation auslösen? Steht nicht die Radioaktivität mit ihren unausweichlichen Folgen in einem Konflikt zum ersten Grundbedürfnis des Menschen, der Gesundheit?

Die gesundheitlichen Schäden durch den Gebrauch des Urans werden in ihrer lokalen und globalen Verteilung quantifiziert. Kann eine Technik nachhaltig sein, die den überwiegenden Schaden bei denen auslöst, die nicht am Nutzen teilhaben können, sei es durch die globale Verteilung der radioaktiven Schadstoffe unter der jetzigen Generation, sei es durch die überwiegende Belastung der Folgegenerationen?

 
Veranstaltung 6

29.11.2004
 
Veranstaltung 7

06.12.2004

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

eumilit.pdf
(79 kB)

Abstract

  1. Ausgangsbasis meiner Überlegungen ist der folgende Sachverhalt:
  2. 16 Prozent der Erdbevölkerung verfügen über ca. 75 Prozent des ökonomischen Reichtums. Diese 17 Prozent leben in den drei kapitalistischen Kräftezentren EU (455 Mio. Menschen), USA (270 Mio.) und Japan zuz. einiger "Tigerstaaten" (125 + 125 Mio.).

    Die USA mit ihrem Bevölkerungsanteil von 4,5 Prozent wendet (mit 450 Mrd. US-$) etwa 50 Prozent der erdweiten Rüstungsausgaben auf. Die EU der 25 mit einem Anteil von 7,5 Prozent an der Erdbevölkerung "lediglich" ca. 20 Prozent.

  3. Die herrschende Politik verlangt von den EU-Staaten höhere Rüstungsaufwendungen. Dies geschieht u.a. über
    1. die neue europäische Verfassung (Art. I-41, 1-3: Verpflichtung zur Aufrüstung, Aufbau einer europäischen Rüstungsagentur etc.).
    2. Dies geschieht, bzw. ist geschehen mit dem Aufbau einer Schnellen Eingreiftruppe der EU, mit dem Aufbau des Satellitensystems "Galileo", mit der Produktion des militärischen Transportflugzeuges Airbus 400 M.

    Im Hintergrund stehen zwei Argumentationen: Die EU müsse den internationalen Bedrohungen, in erster Linie wird hier der Terrorismus genannt, entgegentreten. Zum anderen wird argumentiert, die große EU der 25 müsse dem Unilateralismus (lat: Einseitigkeit) der USA eine stärkere Militärmacht Europas entgegensetzen.

  4. Meine Gegenthese, für die EU in 20 Jahren,
    1. Die EU sollte ein Leuchtturm in der Entwicklungspolitik werden, nicht in der weiteren Aufrüstung.
    2. Derzeit werden erdweit ca. 60 Mrd. $ aufgebracht für Entwicklungshilfe. (Verglichen mit knapp 1.000 Mrd. $ für Rüstung, ist dies beschämend.) Die EU steht hier mit einem ca. 50prozentigen Anteil nicht schlecht da. Aber es geschieht zu wenig. Dabei ist Entwicklungshilfe langfristig "profitabel".
    3. Die EU gibt derzeit ca. 50 Prozent ihres Haushaltes für den Agrarsektor aus, von diesen 50 Mrd. € wiederum ca. 25 Mrd. € für Subventions- und andere Abschottungsmaßnahmen. Die besten Beispiele liefert die Zucker- und die Baumwollproduktion. Würde die EU ein wachsendes Maß dieses Geldes neben umgeleiteten Rüstungsgeldern in neue "terms of trade", einen gerechteren Handel, leiten, würde sich das Gros der Rüstungsausgaben erübrigen.
       
  5. Die Grundlagen meiner Überlegungen sind
    1. Die sozialen Probleme der Erde (sh. Vortrag von M. Massarat, 1.11.04) sind derart groß, dass weitere Aufrüstung jeglicher Moral entgegenliefe (Kindersterben, Erwachsenensterben, Hunger, schlechte Wasserversorgung, unzureichende Bildungsmöglichkeiten u.v.m.
    2. Der Terrorismus, insbesondere der islamische Terrorismus, der derzeit zum Feindbild Nr. 1 aufgebaut wird, ist mit militärischen Mitteln nicht zu bekämpfen, geschweige denn: zu besiegen. Ja, die militärische Hochrüstung ist contraproduktiv! Nur mit sozialem Ausgleich kann etwas gegen ihn unternommen werden, kann sein soziales Umfeld gleichsam ausgetrocknet werden. Der Arbeitskreis Kriegs-Ursachenforschung (AKUF) der Universität Hamburg hat erforscht, dass ca. 90 Prozent aller Kriege aus der ungleichen Verteilung des Reichtums der Erde resultieren.
    3. Wenn wir von unseren gewaltigen Produktivkräften und unserer gewaltigen Produktivität etwas abgäben, unsere großen Mittel (s.o.) sinnvoll umleiteten, würden wir EuropäerInnen das Modell der Zukunft auf der Erde der 200 Nationen darstellen. Dabei müssen wir uns von herkömmlichen Wachstumsvorstellungen trennen: Das qualitative Wachstum ist unbedingt dem blinden quantitativen Wachstum vorzuziehen (Bau von Infrastruktur, umfassende Gesundheitsreform zugunsten eine breiten Versorgung, Wiederentdeckung des ÖPNV, lebenslanges Lernen u.v.m.). Dies sollte auch unsere Entwicklungshilfepolitik leiten.

    Unser Handeln sollte sich stärker volkswirtschaftlich organisieren als betriebswirtschaftlich.

    Die EU der 25 bietet für einen Neuanfang gute Voraussetzungen. Ohne politische Kämpfe indes wird nichts zu bewegen sein.

  6. Für bereits Verzagte, Entmutigte – ein Gedicht von Bert Brecht
  7.     "Wer noch lebt, sage nicht niemals!
        Das Sichere ist nicht sicher
        So, wie es ist, bleibt es nicht.
        Wenn die Herrschenden gesprochen haben
        Werden die Beherrschten sprechen.
        Wer wagt zu sagen niemals?
        An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
        An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird? Ebenfalls an uns.
        Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich!
        Wer verloren ist, kämpfe!
        Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
        Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen
        Und aus niemals wird: heute noch."
    

 
Veranstaltung 8

13.12.2004

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

global.pdf
(1,8 MB)

 
 

Abstract

Globale Nachbarschaft bedeutet Zusammenrücken der Bewohner der Welt durch moderne Technologien. Damit erweitern sich Vergleichsmöglichkeiten und Maßstäbe für das, was als gerecht gilt. Es gibt objektive Weltmaßstäbe für Gerechtigkeit (z.B. UNO Konventionen), aber was als gerecht empfunden wird, kann von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sein.

An zwei Beispielen wird gezeigt, warum europäische Maßstäbe nicht ohne weiteres Richtlinien für die Entwicklung einer gerechten Ordnung für die ganze Welt sein können: Beim Zugang zu Boden, und beim "gerechten" Lohn.

Zwei Weltbewegungen werden vorgestellt, deren Anliegen die Verwirklichung von Gerechtigkeit im wirtschaftlichen und sozialen Leben der Menschen ist: Die Économie Sociale (Solidarwirtschaft) und die Weltgenossenschaftsbewegung, die rund 800 Mio. Menschen vertritt.

Für mehr Gerechtigkeit in globaler Nachbarschaft müssen die bekannten und erprobten Modelle der Zusammenarbeit von Bürgern in gemeinsam getragenen und genutzten Unternehmen und Netzwerken künftig bei politischen Entscheidungsträgern stärkere Beachtung finden.

Der einzelne Bürger muss verstehen,

  • dass keiner Rechte einfordern kann, ohne auch Pflichten zu übernehmen,
  • dass es im Interesse jedes Einzelnen liegt, Eigennutz und gemeinsamen Nutzen zu verbinden und egoistischen Individualismus in kooperativen Individualismus zu verwandeln,
  • dass es gemeinsame Interessen und gemeinsame Verantwortung gibt.
 
Veranstaltung 9

10.01.2005
 

Abstract

Es ist nicht vorhersagbar, was der im Eröffnungsreferat der Ringvorlesung beschriebene Umbruch (Great Transition) zu einer planetarischen Gesellschaft unserer Erde bringen wird. Für den Energiesektor erscheint jedoch wahrscheinlich, dass die zur Neige gehenden Ressourcen Öl, Gas, Kohle und Uran gewaltige Konflikte, Verteilungskämpfe und Mangelkatastrophen hervorrufen werden, falls nicht rasch und entschlossen auf regenerative und sparsame Energienutzung umgesteuert wird.

In allen drei kommerziellen Energiemärkten der Industriestaaten, nämlich in Strom-, Wärme- und Kraftstoffmarkt bestehen für regenerative Energieträger realistische Möglichkeiten, die Energieversorgung zunächst teilweise und schließlich vollständig zu gewährleisten. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass Regionalisierung und Gemeinsinn Grundvoraussetzungen dafür waren, dass Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern mit ihren Initiativen für eine Energiewende erfolgreich sein konnten. Das Beispiel der Solarstromerzeugung mit Photovoltaik wird, auch stellvertretend für andere erneuerbare Energien, detailliert diskutiert.

 
Veranstaltung 10

17.01.2005

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

ig.pdf
(141 kB)

 
 

Abstract

Dieser Vortrag greift das Themenfeld "Mensch und Technik" wieder auf und beleuchtet im ersten Teil anhand von Beispielen die Frage, woher die Komplexität vieler Projekte und Anwendungen von Informationstechnik kommt und ob sie immer gerechtfertigt ist.

Im zweiten Teil werden zwei Zukunftsentwürfe – das laufende Aktionsprogramm der Bundesregierung und die Vision einer "nachhaltigen Informationsgesellschaft" einander gegenübergestellt.

Der Begriff "Informationsgesellschaft" ist ebenso vieldeutig wie der Informationsbegriff selbst. In einem technischen Sinne ist für eine solche Gesellschaft eine perfekte, flächendeckende technische Infrastruktur maßgeblich, die den reibungslosen Nachrichtenaustausch und die Computerisierung von möglichst vielen Arbeits- und Lebensvorgängen ermöglicht. Eine andere Interpretation stellt die Vision von stets wohlinformierten Menschen in den Mittelpunkt, die lästige Arbeit an Automaten delegieren und sich ihren schöngeistigen, unterhaltsamen oder sonstigen Interessen widmen können.

Das "Aktionsprogramm Informationsgesellschaft Deutschland 2006" der Bundesregierung zielt auf einen weiteren Ausbau der "Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK)" – vorrangig in den vier Handlungsfeldern Digitale Wirtschaft, Bildung und Forschung, Regierung und Verwaltung (eGovernment) sowie Gesundheitswesen (eHealth). Im Programm werden vorrangig Wege zur weiteren Automatisierung und Vernetzung in den genannten Bereichen betrachtet. Damit sind Effizienzgewinne und Einsparungen möglich und für die deutsche IT-Industrie lassen sich neue Impulse und Aufträge erwarten.

Auf der anderen Seite könnte es aber auch Tendenzen verstärken, die schon jetzt von vielen Menschen als einengend, frustrierend oder bedrohlich empfunden werden. Laufende Projekte wie die elektronische Mauterhebung ("Toll collect") oder die Gesundheitskarte binden wegen ihrer weitreichenden, hyperkomplexen Anforderungen nicht nur erhebliche Gemeinmittel, sondern wecken auch berechtigte Befürchtungen vor weiterer Erfassung, Ausspähung, Überwachung und verdeckter Diskriminierung durch staatliche und kommerzielle Datensammler.

Für viele Menschen kann eine "Informationsgesellschaft" nicht allein in der Computerisierung von elementaren Wirtschafts- und Lebensvorgängen wie einkaufen und verkaufen, lernen und unterrichten, miteinander kommunizieren, Arbeit oder Amtshilfe suchen, heilen und helfen bestehen. Eine Alternative könnte eine aufgeklärte, "nachhaltige Informationsgesellschaft" sein, die Technik daraufhin prüft, ob und wie sie nutzbringend zur Lösung drängender Menschheitsprobleme eingesetzt werden kann, wie z.B. zur Förderung nachhaltiger Entwicklungen im Sinne der Vision "Great Transition", die das Motto der diesjährigen Ringvorlesungsreihe bildet.

 
Veranstaltung 10

17.01.2005

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

ig.pdf
(141 kB)

 
 

Abstract

Dieser Vortrag greift das Themenfeld "Mensch und Technik" wieder auf und beleuchtet im ersten Teil anhand von Beispielen die Frage, woher die Komplexität vieler Projekte und Anwendungen von Informationstechnik kommt und ob sie immer gerechtfertigt ist.

Im zweiten Teil werden zwei Zukunftsentwürfe – das laufende Aktionsprogramm der Bundesregierung und die Vision einer "nachhaltigen Informationsgesellschaft" einander gegenübergestellt.

Der Begriff "Informationsgesellschaft" ist ebenso vieldeutig wie der Informationsbegriff selbst. In einem technischen Sinne ist für eine solche Gesellschaft eine perfekte, flächendeckende technische Infrastruktur maßgeblich, die den reibungslosen Nachrichtenaustausch und die Computerisierung von möglichst vielen Arbeits- und Lebensvorgängen ermöglicht. Eine andere Interpretation stellt die Vision von stets wohlinformierten Menschen in den Mittelpunkt, die lästige Arbeit an Automaten delegieren und sich ihren schöngeistigen, unterhaltsamen oder sonstigen Interessen widmen können.

Das "Aktionsprogramm Informationsgesellschaft Deutschland 2006" der Bundesregierung zielt auf einen weiteren Ausbau der "Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK)" – vorrangig in den vier Handlungsfeldern Digitale Wirtschaft, Bildung und Forschung, Regierung und Verwaltung (eGovernment) sowie Gesundheitswesen (eHealth). Im Programm werden vorrangig Wege zur weiteren Automatisierung und Vernetzung in den genannten Bereichen betrachtet. Damit sind Effizienzgewinne und Einsparungen möglich und für die deutsche IT-Industrie lassen sich neue Impulse und Aufträge erwarten.

Auf der anderen Seite könnte es aber auch Tendenzen verstärken, die schon jetzt von vielen Menschen als einengend, frustrierend oder bedrohlich empfunden werden. Laufende Projekte wie die elektronische Mauterhebung ("Toll collect") oder die Gesundheitskarte binden wegen ihrer weitreichenden, hyperkomplexen Anforderungen nicht nur erhebliche Gemeinmittel, sondern wecken auch berechtigte Befürchtungen vor weiterer Erfassung, Ausspähung, Überwachung und verdeckter Diskriminierung durch staatliche und kommerzielle Datensammler.

Für viele Menschen kann eine "Informationsgesellschaft" nicht allein in der Computerisierung von elementaren Wirtschafts- und Lebensvorgängen wie einkaufen und verkaufen, lernen und unterrichten, miteinander kommunizieren, Arbeit oder Amtshilfe suchen, heilen und helfen bestehen. Eine Alternative könnte eine aufgeklärte, "nachhaltige Informationsgesellschaft" sein, die Technik daraufhin prüft, ob und wie sie nutzbringend zur Lösung drängender Menschheitsprobleme eingesetzt werden kann, wie z.B. zur Förderung nachhaltiger Entwicklungen im Sinne der Vision "Great Transition", die das Motto der diesjährigen Ringvorlesungsreihe bildet.

 
Veranstaltung 11

24.01.2005

Abstract

Dieser Vortrag sucht Auswege aus der Misere einer Arbeitsgesellschaft, die auf den Warenmarkt bezogen ist und durch betriebswirtschaftliche Rationalisierung fortlaufend schrumpft. Immer mehr mit immer weniger Anwendung lebendiger Arbeit wird produziert. So entsteht die absurde, ja skandalöse Situation, dass sich bei wachsendem gesellschaftlichem Reichtum gleichzeitig die Armutsregionen verbreitern. Jedes 5. Kind in unserer Gesellschaft wächst unter Armutsbedingungen auf.

So stellt sich die Frage: Was geschieht mit den überflüssigen Menschen? Denn es ist beweisbar, dass Arbeit nach wie vor ein entscheidendes Medium der Persönlichkeitsbildung, der Festigung von Selbstbewusstsein, der sozialen Anerkennung und nicht zuletzt der Bedingung für ein Leben in Würde ist.

Der Vortrag sucht Krisenherde zu benennen, gleichzeitig jedoch Handlungsfelder aufzuzeigen, die Zukunftsperspektiven eröffnen.

 
Veranstaltung 12

31.01.2005

Skripte etc.

Das Manuskript des Vortrages finden Sie hier:

umwbew.pdf
(82 kB)

 

Abstract

Nachhaltigkeit ist nicht nur seit dem Rio-Umweltgipfel von 1992 das Leitbild der Umwelt- und Entwicklungspolitik, sondern auch eine Vision einer anderen gerechteren Form von Globalisierung.

Dieser Vortrag untersucht auf der Basis der Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2004" den gegenwärtigen Stand des Nachhaltigkeitsbewusstseins in der Bevölkerung. Dabei geht es unter anderem um die Fragen:

  • Ist das Konzept Nachhaltigkeit bekannt?
  • Stößt es auf Resonanz?
  • Hat die Nachhaltigkeit in diesem Lande eine Chance?
  • Warum verhalten wir uns immer noch nicht nachhaltig?

Die aktuellen Daten der vom Umweltbundesamt geförderten Studie erlauben zudem interessante Vergleiche mit den Studien von 2002 und 2000: Auffällig ist, dass in den letzten beiden Jahren die Zustimmung zur Klimaschutzpolitik und zu den Grundprinzipien der Nachhaltigkeit angewachsen ist. Dies korrespondiert mit einem jetzt wieder stärker ausgeprägten Risikobewusstsein. Der lange Jahre währende Trend zur Entdramatisierung von Umweltproblemen scheint gestoppt.

 
Veranstaltung 13

07.02.2005

und je zwei Schüler und Studierende aus dem kooperativen Projekt

Abstract

In einer ersten Runde werden die vorangegangenen Erwartungen von den Podiumsvertretern reflektiert und die jeweiligen Erfahrungen mit und Sichtweisen über die Ringvorlesung dargestellt.

Die zweite Runde wird dann einige Fragen zur offenen Diskussion aufwerfen:

  1. Wie wollen wir leben…? – Welche neuen Antworten haben Sie für sich gewinnen können?
  2. Welche strukturellen Hindernisse sehen Sie für die Umsetzung ihrer Vorstellungen?
  3. Welche neuen persönlichen Handlungshorizonte haben Sie für sich entdeckt?