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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft
Bedrohung von Mensch und Natur

Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Wintersemester 2008-2009

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

Liste der Veranstaltungen

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Veranstaltung 1

20.10.2008

 

Skripte etc.

Die Skripte der Vorträge und weiteres Informationsmaterial sind hier bereitgestellt:

irak1.pdf
Skript Prof. Wulf (189 kB)

irak2.pdf
Skript Priv.-Doz. Dr. Becker (184 kB)

irak3.pdf
weiteres Informationsmaterial Priv.-Doz. Dr. Becker (165 kB)

irak4.pdf
weiteres Informationsmaterial Priv.-Doz. Dr. Becker (412 kB)

 

Abstract

Auch fünf Jahre nach dem Beginn des Irakkrieges befindet sich die irakische Gesellschaft im Kriegszustand. Es sollte ein rascher Krieg werden, in dem die USA ihre technologische Überlegenheit ausspielen würden, um dann anschließend die angeblich noch vorhandenen Massenvernichtungsmittel zu zerstören, das Land zu befrieden, demokratische Strukturen aufzubauen und die Ölversorgung und mit ihr die Wirtschaft anzukurbeln. Aus den vollmundigen Erklärungen von Präsident Busch ist nicht geworden.

PD Dr. Johannes M. Becker, Koordinator des Zentrum für Konfliktforschung, bilanziert diesen katastrophalen Krieg und informiert über die mögliche Zukunft.

Prof. Dr. Herbert Wulf, Hamburg, erläutert die problematischen Praktiken der privaten Militärfirmen im Irak. Inzwischen arbeiten dort mehr Angestellte privater Militärfirmen, zum großen Teil auch bewaffnet, als Soldaten der US-Armee. Doch der Irak ist nur die Spitze des Eisbergs. In vielen Ländern werden im großen Stile auch sensible Bereiche der Streitkräfte privatisiert. Damit wird das staatliche Gewaltmonopol untergraben und die Sicherheit der Bürger privaten Gewinninteressen untergeordnet; denn die Firmen operieren weitgehend unreguliert in einer gesetzlichen Grauzone.

 
Veranstaltung 2

27.10.2008

 

Abstract

Das Grosse Spiel des 19. Jahrhunderts ist im 21. Jahrhundert ein größeres und gefährlicheres Spiel geworden. Naher und Mittlerer Osten (NMO) stellt heute ein Zentralspielplatz und Tatort der Mächte dar. Neue Allianzen sind entstanden, das globale Bürgerbewusstsein des Ungleichgewichts wird immer stärker. Die Suche nach einer neuen
Ordnung ist erneut Teil der Politik geworden.

Die weltweite Opposition gegen die westliche 'Einbahnstraße', gegen Ethnozentrismus, wächst. Neben NMO-internen Konflikten ist der Nahe und Mittlere Osten immer mehr mit Konflikten in anderen Regionen vernetzt. Theorien für Konfliktlösungen existieren (UNO-Charter, Menschenrechtspakte, Konventionen), werden aber von der Politik ignoriert. Die Vereinten Nationen bleiben ein schwerfälliger Handwerkskasten, der bei den großen Weltkrisen nicht oder nur ungenügend benutzt wird.

Die grosse Herausforderung des Augenblicks: Schaffung eines Multilateralismus, den es im Sinne der Weltgemeinschaft und der UNO-Charter bisher nicht gegeben hat. Um dies zu ändern, sind grundsätzliche Voraussetzungen zu schaffen, wie z.B.

  • verbindliche Anerkennung der UNO-Charter,
  • Akzeptanz internationalen Rechts,
  • Abbau von Misstrauen unter den Staaten durch Mediation und Dialog,
  • Verlagerung des internationalen Fokus von Symptom- auf Ursachenbekämpfung, etc.

Hier liegt die historische Herausforderung der UNO, mit Mitgliedsstaaten und deren Öffentlichkeit, den Allianzen und den Ländern des NMO-Raumes zusammenzuarbeiten.

 
Veranstaltung 3

03.11.2008

 

Abstract

Im Jahre 1997 veröffentlichte der Friedensforscher und -praktiker John Paul Lederach ein
Konzept für eine 'Infrastructure for Peacebuilding'. Dieses Konzept entstammt genuin der Arbeit am Konflikt in Gesellschaften, die durch Konflikte gespalten sind, und formuliert spezifische Erfordernisse für nachhaltige und gelingende Friedensprozesse. Es identifiziert spezifische Bereiche, Prozesse und integriert die Erfolgskriterien in das Interventionsdesign. Die Erfolgsbewertung erfolgt nicht ex post sondern in einem reflexiven Prozess, durch den Lernen, Anpassen und ein immer tieferes Verstehen des komplexen Konfliktgeschehens möglich werden. Dadurch werden Erfordernisse an Projektplanung und Konfliktorientierung aufgegriffen, die sich für Organisationen stellen, die Konfliktinterventionen planen. Defizite der bisherigen Friedenspraxis, aber auch Anforderungen von Geberorganisationen, weisen in dieselbe Richtung.

In einem mehrjährigen Aktionsforschungsprojekt bei einer Friedensorganisation, die ihr Auslandsengagement reflektierte und neu begründete, wurde das Konzept durch die Vortragende in der Praxis angewandt und sein Platz innerhalb der Projektentwicklung identifiziert. Daraus ist eine Handreichung entstanden, die die Integration des Lederach'schen Konzepts in organisationsinterne Planungsroutinen ermöglicht.

Die Vortragende ordnet das hier vorgelegte neue Planungsinstrument GIPA (Gewaltfreie Interventionen Planen und Anpassen) in aktuelle Diskurse um Evaluation und Projektplanung ein und diskutiert auch Hürden und Widerstände bei der Einführung des Instrumentes.

 
Veranstaltung 4

10.11.2008

 

Skripte etc.

Die die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt:

verzicht.pdf
Folien (1,1 MB)

 

Abstract

Der Klimawandel und seine für die gesamte Menschheit / für das Leben auf dieser Erde höchst bedenklichen Folgen ist nicht nur für die einschlägig forschenden Wissenschaftler seit langem Realität, sondern offensichtlich stellen auch Politik und Wirtschaft sich zunehmend ernsthafter dieser anscheinend schon laufenden Entschicklung. Auch die christlichen Kirchen beschäftigen sich seit langem mit dieser Problematik und versuchen, grundsätzliche Beiträge zur Umweltdiskussion zu leisten, da sie sehen, dass der Mensch an Grenzen gestoßen ist, die ein grundlegendes Umdenken erfordern.

Dieses Umdenken muss zum Ziel haben, aus der Verantwortung für künftige Generationen und die gesamte Menschheit heraus den Klimawandel zu begrenzen und seine nicht mehr vermeidbaren Folgen für alle Menschen erträglich zu gestalten. Da keine Gruppe das moralische Recht hat, einen größeren Teil der Atmosphäre bzw. der Bewohnbarkeit der Erde zu nutzen als eine andere, sind wir Angehörigen des hoch entwickelten und besonders intensiv konsumierenden Teils der Menschheit besonders verpflichtet, unsere Inanspruchnahme der Kapazitäten dieser Erde zu reduzieren und zugleich den Bewohnern der Dritten Welt einen gerechten Anteil an der bisher von uns fast allein genutzten globalen Umwelt zu verschaffen.

Auch wenn eine solche gerechte Weltordnung bisher eine Utopie zu sein schien und der Weg dorthin bisher noch durch große Sachprobleme ebenso wie durch mangelnden Willen verstellt ist, wird letzlich auch das Überleben unserer eigenen Gesellschaft davon abhängen, dass wir heute damit beginnen, die Klimagerechtigkeit zu unserem Leitbild zu machen und unser Handeln daran auszurichten.

 
Veranstaltung 5

17.11.2008

 

Skripte etc.

Das Skript der Einführung von Prof. Münkner und die Folien des Vortrags von
Herrn Böttcher sind hier bereitgestellt:

knappeswasser.pdf
Skript von Prof. Münkner (125 kB)

terrapreta.pdf
Folien von Herrn Böttcher (2,3 MB)

 

Abstract

Nicht Wasser ist knapp, sondern Süßwasser. Hierzu werden einige Grundinformationen gegeben, die das Bewusstsein stärken sollen, dass Süßwasser eine endliche Ressource ist, die für die kommenden Generationen einer wachsenden Weltbevölkerung treuhänderisch verwaltet werden muss.

Nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen ist ein globales Problem, das nur durch einen fairen Interessenausgleich zwischen den Industrieländern und den "Entwicklungsländern", zwischen sorglosem Luxuskonsum und dem Überleben in Mangelgesellschaften gelöst werden kann, in dem das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser für alle gewährleistet wird. Streit um Wasserrechte zwischen Staaten ist der Keim für gegenwärtige und künftige Konflikte zwischen Ländern und Völkern. Mangelnder Zugang zu sauberem Wasser ist eine häufige Ursache für Krankheiten und Kindersterblichkeit.

Die Ursachen für wachsende Spannungen um die Ressource Wasser sind Bevölkerungswachstum bei gleich bleibenden Wasservorräten, Klimawandel, zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung, Eingriffe in die natürlichen Wasserkreisläufe und Verschwendung. Lösungsansätze sind Verhaltensänderungen hin zu einem Ressourcen schonenden, ökologisch verträglichen Wirtschaften, die Entwicklung neuer Technologien und Denkansätze, wie z. B. im Terra Preta Projekt Morbach, neue Formen der sparsamen und effizienteren Wassernutzung, Setzung ökologisch orientierter Rahmenbedingungen durch die Politik und nicht zuletzt die Bereitschaft des Einzelnen zum Umdenken und zur Änderung der Lebensweise als kritischer, verantwortungsbewusster Verbraucher. An konkreten Vorschlägen und Modellen für eine sparsamere, nachhaltige Wassernutzung, die weltweit möglichst Vielen den Zugang zu sauberem Wasser ermöglicht, fehlt es nicht.

 
Veranstaltung 6

24.11.2008

 

Skripte etc.


Fenster ins WWW Website vom SEKEM (Persistenz des Links wird nicht überprüft)

 

Abstract

Das Jahr 2003 wurde für den ägyptischen Unternehmer Ibrahim Abouleish zu einem Durchbruch. Denn kurz nacheinander erhielt er von zwei globalen Institutionen, die sich ansonsten meiden wie Feuer und Wasser, die höchsten Auszeichnungen.

Im Frühjahr war es, als die Schwab-Foundation, Ausrichter des jährlichen World economic Forums im schweizerischen Davos und Motor der wirtschaftlichen Globalisierung, seine Unternehmensgruppe SEKEM als nachhaltiges Modellunternehmen weltweit herausstellte.

Nur wenige Monate später erhielt Ibrahim Abouleish den Alternativen Nobelpreis der globalisierungskritischen Right Livelihood Foundation für seine "Economy of Love" – sein einzigartiges Modell einer zukunftsweisenden Wirtschaft, die auf beeindruckende Weise ökologische, soziale und kulturelle Entwicklung mit ökonomischem Erfolg verbindet.

Wie konnte ein Projekt eine derartige Begeisterung bei solch unterschiedlichen Einrichtungen wecken?

 
Veranstaltung 7

01.12.2008

 

Abstract

In neun Thesen vertritt Rochlitz die eindeutige Auffassung, dass die Atomenergie nicht zu verantworten ist. Sie ist nicht in der Lage einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und ist systemimmanent wegen der massiven Sicherheitsmaßnahmen schlicht zu teuer, verglichen mit den möglichen risikoärmeren Alternativen. Durch die Fortsetzung des vereinbarten Atomausstiegs entsteht keine Versorgungslücke, so dass dieser aus Sicherheitsgründen zügig fortgesetzt werden sollte.

Die Atomenergie ist eine sogenannte Damokles-Risiko-Technologie: Es besteht eine ständige Gefahr – sogar während des Normalbetriebs – von der niemand den Zeitpunkt der drohenden Katastrophe beziffern kann. Ein Atomkraftwerk müsste fehlerfrei betrieben werden können; da es diese Fehlerfreiheit grundsätzlich nicht geben kann, ist die Atomtechnologie grundsätzlich nicht zu verantworten. Dies wird noch unterstützt durch die bisher nicht gelungene sichere Entsorgung des Atommülls und durch die unmöglich zu verhindernde Querverbindung zur militärischen Nutzung.

Da schließlich auch Uran wie alle anderen technisch wichtigen Rohstoffe auf der Erde endlich ist, gibt es nur eine Konsequenz: Die Atomenergie zusammen mit ihrer weitverzweigten Technologie ist weder zukunftsfähig, noch nachhaltig, weder fehlerfrei noch menschengemäß; bei ihrer Anwendung behindert sie die Entwicklung sämtlicher Alternativen von der Energieeinsparung bis zu den erneuerbaren Energieträgern.

 
Veranstaltung 8

08.12.2008

 

Abstract

In allen Staaten, die öffentliches Eigentum verkauft und öffentliche Dienstleistungen privatisiert haben, sind die Ergebnisse für die Beschäftigten, Konsumenten, Kommunen und Staaten negativ: wachsende Arbeitslosigkeit und Arbeitsunsicherheit, sinkende Einkommen, höhere Preise und Gebühren, Unsicherheit der Versorgung. Die öffentliche Verschuldung ist entgegen den Versprechen nicht weniger geworden. In vielen Fällen musste und muss die öffentliche Hand mit Rückkäufen eingreifen – wie bei der Finanzkrise.

Obwohl die Akzeptanz auch in Deutschland in der Bevölkerung auf einen sehr niedrigen Stand abgefallen ist, wird durch die Regierungen, Investoren und durch internationale Gremien wie die EU und die WTO die Privatisierung weiter forciert. Dazu werden auch neue Formen entwickelt, wie etwa Public Private Partnership – die bisherige Bilanz dieser Projekte ist negativ.

Privatisierung gehört zur neoliberalen Grundausstattung. Da die neoliberale Wirtschaft unter Führung des Finanzsektors ihren Bankrott erklärt hat bzw. ihn nur mit Staatshilfe vermeiden bzw. verschleppen kann, sollte die Finanzkrise ein zusätzlicher Anlass sein, auf bewährte und neue Alternativen gemeinschaftlicher Daseinsvorsorge zurückzukommen.

 
Veranstaltung 9

15.12.2008

 

Skripte etc.

Die Folien des Vortrags sind ist hier bereitgestellt:

biodiv.pdf
(7,1 MB)

 

Abstract

Der Vortrag widmet sich den Veränderungen der Artenvielfalt durch den Klimawandel unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen in Hessen. Er beschreibt den bisherigen Kenntnisstand zum Klimawandel in Hessen und zeigt viele Beispiele für bereits stattfindende und prognostizierte Veränderungen bei der Verbreitung von Tieren und Pflanzen.

Als Fazit ist festzustellen, dass Naturschutz in Zeiten des Klimawandels wichtiger denn je ist. Gegenüber dem statischen Naturschutzdenken, das bestimmte Zustände fixieren will, muss aber ein stärker dynamisches Denken treten. Wichtig sind große Schutzgebiete, in denen die natürlichen Abläufe möglichst unbeeinflusst stattfinden können.

Aber nicht nur ein Aussterben und Verschieben von Vorkommen vieler Tier- und Pflanzenarten ist zu erwarten, sondern auch Gefahren für die Gesundheit durch vorher nicht überlebensfähige Tiere und Pflanzen. So überträgt die Tigermücke lebensgefährliche Krankheiten auf den Menschen und die schwere Allergien auslösende Beifuß-Ambrosie breitet sich eingeschleppt durch ungenügend kontrolliertes Vogelfutter immer mehr auch in Hessen aus. Mit Sorge ist auch der gezielte Anbau von "Energiepflanzen" zu sehen, der zu einer weiteren Intensivierung in der Landwirtschaft führen kann.

 
Veranstaltung 10

12.01.2009

 

Skripte etc.

Weiterführende bibliographische Angaben zum Vortrag sind hier bereitgestellt:

dejuedlit.pdf
(80 kB)

 

Abstract

"Seit Shoah und Holocaust, seit Auschwitz und Treblinka, seit Gaskammern und Krematorien ist nichts mehr 'normal', was mit Juden, von Juden, gegen Juden, durch Juden passiert".
Was die Wiener Dokumentarfilmerin Elisabeth Spira im Zuge des Libanonkrieges 2006 geschrieben hat, das gilt auch für die Literatur, zumal für diejenige, die von Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft nunmehr bereits in der dritten Generation seit dem Holocaust in deutscher Sprache in Deutschland und Österreich geschrieben wird.

Wie kaum eine andere ist diese Literatur grundsätzlich von Konstellationen des Konflikts geprägt, die sich nach den Erfahrungen der Shoa dramatisch und existentiell zugespitzt haben und über die Jahrzehnte hinweg vielfältigen literarischen Ausdruck finden. Prägende Themen sind dabei das immer wieder postulierte Beharren auf der Erinnerung an die Vergangenheit des Dritten Reichs und ihr Weiterwirken in der Gegenwart, das stete Ringen um die literarische Sprache, die zur "Sprache der Mörder" geworden ist, die Reflexion auf die eigene, stets prekäre literarische und politische Identität, die nicht selten ein vitales gesellschaftskritisches Potential impliziert, und das Verhältnis zum Judentum, zu Israel und zum Nahostkonflikt, der gerade in diesen Tagen wieder traurige Aktualität erhalten hat.

 
Veranstaltung 11

19.01.2009

 

Abstract

Der Vortrag bietet einen sicherheitspolitischen Streifzug durch die EU und fokussiert dabei zentrale Dokumente wie den EU-Reformvertrag und die EU-Sicherheitsstrategie. Aus dem Blickwinkel eines neutralen EU-Mitgliedstaates wirkt der seit dem Kosovo-Krieg 1999 eingeschlagene Kurs wie eine Militarisierung der EU.

Beispiele dafür finden sich in den unterschiedlichen für Auslandseinsätze tauglichen militärischen Kapazitäten, den dahinter stehenden politischen Stoßrichtungen, der militärischen Beistandsverpflichtung oder der militärisch-industriellen Basis. Innerhalb der Außen- und Sicherheitspolitik der EU ist auch das Verhältnis zu den USA neu zu definieren.

Insgesamt plädiert der Vortragende für eine Umkehrung der Prioritätensetzung der EU zwischen Militärischem und Zivilem. Die globalen Herausforderung sind primär nichtmilitärischer Natur und verlangen daher nichtmilitärische Möglichkeiten. Die UNO ist dabei ein zentraler und logischer Kooperationspartner der EU. Auf Basis der Neutralität Österreichs spricht sich der Vortrag für eine Außen- und Sicherheitspolitik der EU aus, die sich deutlich von der bisherigen US-Politik unterscheidet.

 
Veranstaltung 12

26.01.2009

 

Abstract

Ja, viel zu oft versagt der Tagesjournalismus – gemessen an einem echten Aufklärungsanspruch, der nicht nur die schnelle Tagesthese braucht. Zuerst die große Koalition runterschreiben als langweiligen Demokratieblocker – dann die neue Unübersichtlichkeit im Bundesrat beklagen. Zuerst auf einem als zu profilschwach und weich erscheinenden Kurt Beck herumtrampeln, danach die machtentschlossene, zugleich aber auch ignorante Zielstrebigkeit einer Andrea Ypsilanti abtun als sektenhaften Wahn. Zuerst eiserne Spardisziplin fordern, wann immer es um linke Programmideen geht. Dann aber alle nur denkbaren Milliardenprogramme zur Rettung der Wirtschaft vor dem Finanzmarkt bejubeln oder noch ihre weitere Aufstockung fordern.

Ist politischer Journalismus heute alsö noch mehr als ein willfähriger – und wirkungsmächtiger – Trendverstärker für scheinbar gerade Mehrheitsfähiges? In den vergangenen Monaten gab es immer neue Belege dafür, dass viel mehr als Main-stream-Verklärung von den Medien nicht zu erwarten war. Vermutete Sieger möglichst frühzeitig hofieren, vermutete Verlierer vorauseilend diskreditieren: Eher so war zu umschreiben, was in der journalistischen Profession manche immer noch fälschlich für investigativ erklären – im Sinne von vorausschauendem Aufspüren politischer Trends. Ernsthafter Aufklärungsanspruch würde erfordern, sich einzulassen auf die realen Abwägungsprozesse der Politik, statt ihnen nur besserwisserisch entlang der Logik des Medienmarktes Schablonen gegenüber zu stellen. Andererseits: Es stimmt, dass die Politik selbst viel zu kurzfristig denkt. Der ehemals kritische Journalismus passt sich also auch seinem Beobachtungsfeld an, bis beide einander immer wieder negativ beeinflussen.

Gerade die medienlogische Versuchung zu ständiger Überinterpretation der Tagespolitik begünstigt den Sieg der politischen Taktik gegenüber inhaltlich orientierter Strategie. Die politische Öffentlichkeit müsste sich wieder emanzipieren vom Geleitzugprinzip. Die Professionalisierung der Kommunikation auf allen Seiten macht demokratische Meinungsbildung nicht leichter, sondern schwerer.

 
Veranstaltung 13

02.02.2009

 

Abstract

Dieses Projekt soll der Öffentlichkeit die Möglichkeiten eines zivilen Umgangs mit Konflikten nahe bringen und den Befürwortern der angeblich alternativlosen Aufrüstungs- und Interventionspolitik entgegentreten. In diesem Sinne soll anhand konkreter, krisenhafter und eskalationsträchtiger Situationen im Einflußbereich von BRD und EU gemahnt werden, rechtzeitig mit zivilen Mitteln zur Deeskalation und möglichst zur Lösung von Konflikten beizutragen.

Ausführliche Dossiers wurden bisher zum Iran-, zum türkisch-kurdischen, zum israelisch-palästinensischen Konflikt und zum Krieg in Afghanistan veröffentlicht.

In dem Vortrag werden auch die großen Hürden für Zivile Konfliktbearbeitung und die Gefahr der "idealistischen Irrelevanz" solcher alternativer Szenarien erörtert. Abschliessend wird die Frage aufgeworfen, welchen Beitrag die Zivilgesellschaft für die Durchsetzung Ziviler Konfliktbearbeitung leisten kann.

 
Veranstaltung 14

09.02.2009

 

Abstract

Der Vortrag setzt sich mit den "Erbmassen" des Kalten Krieges auseinander und fragt nach den Möglichkeiten einer politischen Selbstkorrektur in den USA. Einerseits ist die Epoche des Kalten Krieges überwunden: Weder muss mit einer Neuauflage der ideologischen Grabenkriege noch mit verfeindeten Bündnissystemen und schon gar nicht mit Krisen gerechnet werden, die bis an den Rand der atomaren Vernichtung eskalieren. Andererseits hat der Kalte Krieg tiefe Spuren in den politischen Systemen in Ost und West hinterlassen.

Am Beispiel der USA und ihrer "Imperialen Präsidentschaft" wird diese Hinterlassenschaft im Detail analysiert. Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob und wie die übermäßige Machtfülle des Weißen Hauses und die seit Jahrzehnten zu beobachtende Selbstentmachtung des Kongresses korrigiert werden können. In anderen Worten: Zur Diskussion steht die Zukunft der Demokratie in Amerika  auch und gerade unter dem neuen Präsidenten Barack Obama.

 
Veranstaltung 2

27.10.2008

 

Abstract

Das große Spiel des 19. Jahrhunderts ist im 21. Jahrhundert ein größeres und gefährlicheres Spiel geworden. Naher und Mittlerer Osten (NMO) stellt heute ein Zentralspielplatz und Tatort der Mächte dar. Neue Allianzen sind entstanden, das globale Bürgerbewusstsein des Ungleichgewichts wird immer stärker. Die Suche nach einer neuen Ordnung ist erneut Teil der Politik geworden.

Die weltweite Opposition gegen die westliche 'Einbahnstraße', gegen Ethnozentrismus, wächst. Neben NMO-internen Konflikten ist der Nahe und Mittlere Osten immer mehr mit Konflikten in anderen Regionen vernetzt. Theorien für Konfliktlösungen existieren (UNO-Charter, Menschenrechtspakte, Konventionen), werden aber von der Politik ignoriert. Die Vereinten Nationen bleiben ein schwerfälliger Handwerkskasten, der bei den großen Weltkrisen nicht oder nur ungenügend benutzt wird.

Die grosse Herausforderung des Augenblicks:
Schaffung eines Multilateralismus, den es im Sinne der Weltgemeinschaft und der UNO-Charter bisher nicht gegeben hat. Um dies zu ändern, sind grundsätzliche Voraussetzungen zu schaffen, wie z.B.

  • verbindliche Anerkennung der UNO-Charter,
  • Akzeptanz internationalen Rechts,
  • Abbau von Misstrauen unter den Staaten durch Mediation und Dialog,
  • Verlagerung des internationalen Fokus von Symptom- auf Ursachenbekämpfung, etc.

Hier liegt die historische Herausforderung der UNO, mit Mitgliedsstaaten und deren Öffentlichkeit, den Allianzen und den Ländern des NMO-Raumes zusammenzuarbeiten.