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Eine Lehrveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg vom WS 1982/83 bis SoSe 2017
Konflikte in Gegenwart und Zukunft
Bedrohung von Mensch und Natur

Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Wintersemester 2009-2010

gemeinsam mit dem Fenster ins WWW Zentrum für Konfliktforschung

Liste der Veranstaltungen

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Veranstaltung 1

19.10.2009

 

Skripte etc.

Das Skript des Vortrags ist hier bereitgestellt:

iran09.pdf
(51 kB)

 

Abstract

Die Islamische Republik Iran steht vor zwei konfliktreichen Herausforderungen: Zum einen der Konflikt zwischen Theokratie und Demokratie und zum anderen der Atomkonflikt.

Das theokratische System in der Islamischen Republik hat nach der Präsidentenwahl im Juni 2009 seine Legitimation weitgehend eingebüßt. Die Theokratie steht nunmehr vor der Alternative, eine Militärdiktatur einzurichten oder aber gemeinsam mit der immer noch überwiegend islamisch orientierten grünen Demokratiebewegung einen friedlichen Weg zum Rückzug ohne Gesichtsverlust und Blutvergießen zu finden. Der Ausgang bleibt offen und hängt entscheidend von der Haltung der Revolutionswächter ab.

Auch der Atomkonflikt könnte in eine militärische Eskalation einmünden oder aber durch eine demokratisierte Islamische Republik und im Rahmen einer regionalen Kooperation und gemeinsamer Sicherheit gelöst werden, die das Ziel einer Abrüstung aller Atomarsenale in der Region verfolgt.

 
Veranstaltung 2

19.10.2009

 

Abstract

Vor 64 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, der über 50 Millionen Menschen das Leben kostete, und Deutschland wurde vom Faschismus befreit. Ludwig Baumann ist einer von denen, die sich dem Krieg verweigerten und desertierten. Kurz nach seiner Desertion im Juni 1942 wurde er festgenommen und zum Tode verurteilt. Nach der Gefangenschaft im KZ Esterwegen und im Wehrmachtsgefängnis Torgau wurde er in ein Strafbataillon versetzt und als Kanonenfutter wieder an die Front geschickt. Insgesamt wurden 20.000 Todesurteile gegen Kriegsverräter vollstreckt, 100.000 solcher Wehrkraftzersetzer verloren ihr Leben in KZ's oder Strafbataillonen.
Ludwig Baumann überlebte und musste sich in Deutschland, wie all jene, die sich nicht an Deutschlands Krieg beteiligen wollten, als Vaterlandsverräter und Feigling beschimpfen lassen.

Zeit seines Lebens kämpfte der bald 88-jährige nun für die Rehabilitierung der Deserteure, denen die Anerkennung verweigert blieb, während ihre Richter Karriere machten. Erst am 08. September 2009 hob der Bundestag die letzten Urteile der NS-Justiz gegen Deserteure auf. Noch 2002 lehnte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries eine pauschale Rehabilitierung ab.

 
Veranstaltung 3

02.11.2009
Aktuelle Konfliktfelder in Lateinamerika

 

Abstract

Am 28. Juni 2009 wurde der honduranische Präsident vom Militär ins Exil verfrachtet. 86 Tage später kehrte Manuel Zelaya zurück und führte den Machtkampf fortan aus seiner Zufluchtsstätte, der brasilianischen Botschaft. Die Oberste Wahlbehörde ließ Ende Oktober verlauten, dass die Wahlen ordnungsgemäß am 29. November durchgeführt werden.

Was steht hinter dem honduranischen Putschgeschehen? Ist es (nur) eine Reaktion auf den Versuch des Präsidenten, eine verfassungswidrige Volksbefragung durchzuführen? Handelt es sich eine Auseinandersetzung zwischen einem linken Präsidenten und einer alteingesessenen Elite, die um ihre Pfründe fürchtet? Wie schreiben sich die honduranischen Entwicklungen ein in die politischen Kämpfe der zentralamerikanischen Gegenwart?

 
Veranstaltung 4

09.11.2009

 

Skripte etc.

Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt:

wahlrecht.pdf
(362 kB)

 

Abstract

Ein Drittel der Wählerinnen und Wähler sind 60 Jahre und älter. Wenige Monate vor der Bundestagswahl 2009 beschloss der Bundestag, dass die Renten niemals sinken (Rentengarantie). Und nur 2,3 % aller Rentnerinnen und Rentner müssen die Grundsicherung im Alter in Anspruch nehmen. Demgegenüber sind 16 % aller Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren auf Hartz IV-Leistungen angewiesen. Und der Bundestag erhöht das Sozialgeld für Minderjährige nur widerwillig. Familien müssen vor dem Bundesverfassungsgericht klagen. Könnten diese Ungerechtigkeiten etwas damit zu tun haben, dass Kinder und Jugendliche nicht wählen dürfen?

Prof. Dr. jur. Hermann K. Heußner geht in seinem Vortrag dieser Frage nach und untersucht, wie demokratisch es ist, dass Minderjährige kein Wahlrecht haben, und ob ein Wahlrecht ohne Altersgrenze eingeführt werden darf.

 
Veranstaltung 5

16.11.2009

 

Skripte etc.

Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt:

neuekriege.pdf
(1,3 MB)

 

Abstract

Der Vortrag setzt sich intensiv mit der inzwischen zehnjährigen Debatte um die sogenannten neuen Kriege auseinander: Zunächst wird aufgezeigt, wie das alte Kriegsmodell aussah, in dem der Staat der Monopolist des Krieges war.
Dieses idealisierte Kriegsmodell bildet die Kontrastfolie, gegen die in der Debatte die neuen Kriege der letzten Jahrzehnte als besonders brutal und schwer zu beenden abgehoben werden.

Nach einer Darstellung der zentralen Thesen der Verfechter eines fundamentalen Wandel des Krieges anhand der Teilaspekte Gewaltakteure, Gewaltökonomien, Gewaltstrategien und Gewaltfolgen behandelt der Vortrag ausführlich die Kritik an diesen Thesen: Wie sinnvoll ist die Rede vom Neuen hier wirklich? Diese Kontroverse ist nicht nur für Akademiker wichtig, sondern berührt auch zentrale Fragen aktueller Sicherheitspolitik
und die gesellschaftliche Wahrnehmung internationaler Gewaltphänomene.

 
Veranstaltung 6

23.11.2009

 

Skripte etc.

Die Folien der Vorträge sind hier bereitgestellt:

migration.pdf
(912 kB)

 

Abstract

Deutschland ist ein Einwanderungsland.
Dies ist mittlerweile von allen demokratischen Parteien und der Mehrheit der Bevölkerung anerkannt. Dennoch ist der Prozess der Einwanderung selbst und das Zusammenleben von Einwanderern und Deutschen nicht unproblematisch.

Der Vortrag verweist auf strukturelle Einflüsse, die Einwanderung für Einwanderer und die aufnehmende Bevölkerung beeinflussen. In dieser Hinsicht sollen wichtige politische Steuerungsversuche und demographische Veränderungsprozesse diskutiert werden.
Dargestellt werden außerdem wichtige psychologische Hindernisse, die vor allem auf Seiten der Aufnahmegesellschaft das Zusammenleben erschweren.

Skizziert wird ein sozialwissenschaftliches Forschungsprogramm, das helfen soll, wichtige soziologische und psychologische Prozesse im Zusammenhang mit Einwanderung besser zu verstehen und so zu einem Zusammenleben ohne Diskriminierung und Gewalt beizutragen.

 
Veranstaltung 7

30.11.2009

 

Abstract

In der breiten Öffentlichkeit und von den meisten Politikerinnen und Politikern wird die derzeitige Wirtschaftskrise einseitig auf eine "Finanzkrise" reduziert. Gleichzeitig gehen die meisten davon aus, dass die Krise bald überwunden wird – strittig ist allenfalls, ob dies bereits 2010 oder erst 2011 geschieht.

Sieht man sich die Ursachen der Wachstumsschwäche an und blickt man auf die langfristige Entwicklung, gibt sich ein ganz anderes Bild. Die derzeitige Krise ist etwas stärker als andere Krisen in den letzten dreißig Jahren, reiht sich aber nahtlos in die krisenhafte Entwicklung ein. Falsche Verteilung (von unten nach oben statt umgekehrt), falsche Politik (die fatale Exportorientierung), falscher Umgang mit der Arbeitszeit (Verlängerung und Verkürzung), falsche Investitionsstrategien (Vernachlässigung öffentlicher Investitionen) und eine Reihe anderer Faktoren bescheren uns seit dreißig Jahren reihenweise krisenhafte Entwicklungen, die insgesamt den Charakter einer Systemkrise zeigen. Wer das nicht erkennt, kann nicht zu den richtigen (politischen) Weichenstellungen kommen.

 
Veranstaltung 8

07.12.2009

 

Abstract

Nach dem Erleben von traumatischem Stress ergeben sich häufig psychische Folgeerscheinungen, wie die posttraumatische Belastungsstörung und eine Reihe anderer komorbider Erkrankungen.

Anhand des Beispiels einer jungen Frau, die als Erzieherin von einem Jugendlichen mit dem Messer angegriffen und schwer verletzt wurde, soll die Wirkweise eines Psychotraumas gezeigt werden. Einige theoretische psychologische Hintergründe zum Störungsbild werden erklärt, Möglichkeiten der therapeutischen Interventionen werden aufgezeigt und in Videoausschnitten verdeutlicht.

Die gesellschaftliche Relevanz des Themas "Traumafolgestörungen nach Gewalterlebnissen" wird erläutert und mit den Teilnehmern diskutiert.

 
Veranstaltung 9

14.12.2009

 

Abstract

Der Afghanistan-Krieg wird immer mehr zum Desaster. Die Okkupationsmächte wie die UN-Staaten werden immer stärker Opfer einer Irakisierung des Landes. Die Bundesrepublik Deutschland verstärkt ihr Militärkontingent. Zivile Krisenansätze rücken in den Hintergrund, die Arbeit vieler Hilfsorganisationen wird durch das Militär behindert.

Im Vortrag der beiden Marburger Politikwissenschaftler werden die Vorgeschichte des Krieges ebenso wie sein aktueller Verlauf und mögliche Zukunftsszenarien entwickelt.

 
Veranstaltung 10

11.01.2010

 

Abstract

Die Aussage "Wir leben im Zeitalter des Verschwindens: alle zehn Minuten eine Tierart, alle sechs Stunden eine Pflanzenart" bleibt farblos, solange man sich nicht konkrete Fälle vor Augen führt und dabei vor allem größere und bekanntere Arten berücksichtigt. Spektakuläre Abschiede für sensationshungrige Augen bieten allerdings nur einschlägige Fernsehfilme, wo man z. B. zuschauen kann, wie der letzte (in Computersimulation lebendige) Beutelwolf gerade von einem verkleideten Schauspieler abgeschossen wird.

Die wirklich aktuellen Aussterbefälle zeigen sich meist bei Freilandzählungen, wo von einem Jahr zum anderen der Bestand "Null" vermerkt werden muss. Es erscheint darum wichtig, gefährdete Arten nach dem Bedrohungsgrad zu ordnen und den verschiedenen Ursachen des jüngsten Aussterbens nachzugehen – beides recht schwierige Aufgaben.

 
Veranstaltung 11

18.01.2010

 

Skripte etc.

Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt:

ee2010.pdf
(8,6 MB)

 

Abstract

Das derzeit in Deutschland wie global vorherrschende System der Energiebereitstellung und -nutzung ist nicht nachhaltig. Es stützt sich ganz überwiegend auf endliche fossile Energieträger, deren auf wenige Generationen begrenzte Reichdauern keine zukunftsfähige Versorgung ermöglichen. Noch engere Grenzen für deren Nutzung ziehen Anforderungen des Klimaschutzes.

Die Wende hin zu einem auf erneuerbaren Energien (EE) fußenden Energiesystem ist die einzige Chance, zu einer nachhaltigen Versorgungsstruktur zu gelangen. Szenarien zeigen, dass eine vollständige Versorgung mit EE möglich ist, die auch die Bedingungen des Klimaschutzes erfüllt. Der Erfolg steht allerdings unter der schwerwiegenden Generalvoraussetzung einer drastischen Verbrauchsreduktion auf etwa ein Drittel des heutigen Werts durch effiziente und sparsame Nutzung.

Im Vortrag werden das herkömmliche und ein auf EE basierendes Versorgungssystem anhand der vier Problemfelder

  • endliche Vorräte
  • offene Stoffströme
  • Unfälle, Missbrauch
  • Konfliktpotenziale

verglichen und bewertet

 
Veranstaltung 12

25.01.2010

 

Skripte etc.

Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt:

friedensrecht.pdf
(49 kB)

 

Abstract

Der Vortrag beleuchtet Aufbau und Arbeitsweise wichtiger internationaler Gerichtshöfe wie des Internationalen Gerichtshofs (IGH) der Vereinten Nationen, des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte nach der Europäischen Menschenrechtskonvention (IGMK), des Internationalen Strafgerichtshofs und wichtige Entscheidungen dieser Gerichtshöfe.

Abschließend geht es darum, welche Instrumente dem Bürger nach nationalem Recht zur Verfügung stehen, um auf Basis der maßgeblichen Konventionen, aber auch nach nationalem Recht, "Frieden durch Recht" voranzutreiben.

 
Veranstaltung 13

01.02.2010

 

Skripte etc.

Das Skript des Vortrags ist hier bereitgestellt:

piraten.pdf
(115 kB)

 

Abstract

Der Vortrag erörtert zunächst die Hintergründe und Entstehungsbedingungen sowie die Strukturen der Piraterie am Horn von Afrika, geht dann auf die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft ein und nimmt abschließend eine Gesamtbewertung der Problematik im Kontext des Staatszerfalls und Bürgerkriegs in Somalia vor.

 
Veranstaltung 14

08.02.2010

 

Abstract

60 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit der Staaten Afrikas südlich der Sahara bleiben die Probleme von Armut und Hunger der Masse der Bevölkerung ungelöst. Die Rahmenbedingungen für politische Stabilität und funktionsfähige Wirtschafts-, Verwaltungs- und Rechtsordnungen haben sich nur in wenigen Staaten verbessert, in vielen Staaten jedoch verschlechtert.
Ein erschreckendes Beispiel für den Verfall staatlicher Ordnung und wirtschaftlicher Strukturen bietet Zimbabwe.

Armut und Hunger sind nicht nur das Ergebnis des Mangels an Ressourcen. Armut ist überwiegend ein mentales Problem. Armut entsteht in den Köpfen. Ursachen und Wirkungen von Armut sind nicht klar zu trennen. Viele Programme zur Armutsbekämpfung sind gescheitert. Nach derzeitigen Entwicklungstrends könnte sich die Situation in Afrika eher verschlechtern als verbessern, wenn nicht in der Entwicklungspolitik und in der Entwicklungszusammenarbeit grundsätzlich umgedacht wird.

Das Referat ist in acht Abschnitte gegliedert.

  1. Nach einer Einführung in die Problemstellung und Vorgehensweise werden
  2. die Kernbegriffe des Themas definiert:
    • Armut,
    • organisierte Selbsthilfe und
    • Genossenschaftsentwicklung.
  3. Es folgt eine kurze Übersicht über Entwicklungstrends in Afrika, welche die Genossenschaftsentwicklung berühren.
  4. Im nächsten Abschnitt wird detailliert auf die Teufelskreise der Armut eingegangen und dargelegt, dass es Probleme mit der Abgrenzung von Ursachen und Wirkungen der Armut gibt.
  5. Es folgt ein Abschnitt über Selbsthilfegruppen und Armutsbekämpfung, in dem autochthone und importierte Formen gegenübergestellt und Mischformen beschrieben werden.
  6. Im nächsten Abschnitt wird kurz auf die Probleme der Entwicklungszusammenarbeit zur Armutsbekämpfung in Afrika eingegangen.
  7. Schließlich werden Lösungsansätze vorgestellt und mit Beispielen illustriert.
  8. Eine kurze Zusammenfassung schließt das Referat ab.