gemeinsam mit dem
Zentrum für Konfliktforschung
24.05.2004
|
Gewalt in der Schule ist ein internationales Phänomen, das mittlerweile gut untersucht ist und auch in gesellschaftlichen Debatten sowie als Medienereignis starke Beachtung findet. Im deutschsprachigen Raum lassen sich Anfänge der Gewaltforschung bis in die 70er Jahre zurückverfolgen. Eine Hochkonjunktur ist in den 90er Jahren feststellbar. Seither heißt die Devise: Von der Analyse zur Prävention.
Ob die unterschiedlichen Ausmaße und Formen von Gewalt zugenommen haben, darüber wird heftig gestritten, dazu liegen unterschiedliche empirische Studien vor. Dabei geht es um Gewalt unter Schülern, Gewalt gegen die Lehrerinnen und Lehrer sowie um Gewalt gegen Sachen (Vandalismus). Und immer auch diskutiert werden schulinterne und schulexterne Faktoren, die zur Verursachung beitragen.
15.04.2002
|
Mit den Attentaten von 11.9.2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington D.C. ist für alle offenkundig geworden, dass ein neuer Konflikttypus der globalen "asymmetrischen Gewalt" zwischen militanten Kontrahenten aus der 1. und der 3. Welt zu den Herausforderungen im 21. Jahrhundert gehören wird.
In der Vorlesung sollen die Merkmale und Methoden, Ursachen und Folgen globaler "asymmetrischer Gewalt" von Terrorismus und Terrorismusbekämpfung kritisch analysiert werden. Es soll gefragt werden, was unter Terrorismus im Zeitalter der Globalisierung zu verstehen ist und mit welchen Strategien und d.h. mit welchen Zielen, Konzepten und Mitteln terroristischer Gewalt wirkungsvoll und mit nachhaltigem Erfolg zu begegnen ist. Analysiert werden soll auch, ob die Terrorismusbekämpfung durch die USA und die "coalition of willing" dazu genutzt wird, dass die Strukturen ungerechter Verteilung von Chancen und Ressourcen in einer polarisierten Welt mit den Mitteln militärischer Machtpolitik und Intervention zugunsten eines kapitaldominierten Marktfundamentalismus zementiert werden sollen.
Aufgezeigt werden aktuelle Tendenzen der Militarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik in US-Amerika, in EU-Europa und in Deutschland. Dem dieser Macht- und Militärpolitik zugrundeliegenden Paradigma einer Neo-Militarisierung wird das einer umfassenden Zivilisierung entgegengesetzt, das sich durch Prävention, Mediation, zivile Intervention und konstruktiver Nachsorge auszeichnet. Gefordert wird, dass sich Europa und Deutschland zu einer "Zivilmacht" entwickeln und dem Miliärmacht-Modell der USA eine umfassende Alternative der Zivilisierung entgegenstellen sollten.
22.10.2001
|
Das Skript des Vortrags finden Sie hier:
terror.pdf
(128 kB)
Es wurden die Politik der USA in der Vergangenheit anbesprochen, die zum Aufbau von Ablehnung und Hass bei vielen Muslimen gefuehrt hat, und am Beispiel der ständig vollstreckten Todesstrafe Defizite im Umgang mit Menschenrechten angeführt.
Dazu Prof. Dr. Zoll, geschäftsführender Direktor des Zentrums fuer Konfliktforschung:
"Für eine angemessene Reaktion auf die Geschehnisse des 11. Septembers und deren Folgen sind im Zusammenhang mit den hier gemachten Äußerungen wenigstens zwei Anmerkungen wichtig.
Die Kritik an der Politik der USA ist aus meiner Sicht auf mehreren Ebenen gerechtfertigt. Die derzeitigen Hauptgegner der USA wie die Taliban, bin Laden oder Saddam Hussein wurden von ihnen selbst aufgebaut, als es strategisch in das eigene Konzept passte. Mit der Mordallianz in Afghanistan passiert jetzt das gleiche wieder. Bei der Allianz handelt es sich weit überwiegend ebenfalls um Fundamentalisten. Der Ansatz, Gewalt mit Gewalt zu beantworten, ist doch zum x-ten Mal gescheitert. Gescheitert ist auch die Politik und die dahinterstehenden Ideologie, die Probleme ließen sich mit überlegener Technik lösen.
Andererseits sollte man jetzt nicht in den Fehler verfallen, mit den USA wieder einmal ein neues Feindbild aufzubauen, was stets zu undifferenzierten und damit untauglichen Konsequenzen führt. Wenn es derzeit auch nicht so scheinen mag, betrachtet man die aktuellen Statements der Bundesregierung, so möchte ich doch auf eine sehr sinnvolle entwicklungs- und außenpolitische Perspektive aufmerksam machen. In einem Grundsatzbeschluss wird der zivilen Konfliktbearbeitung ein hoher Stellenwert eingeräumt und zwar auch schon im Sinne der Konfliktprävention. Hier wäre im Interesse der Nachhaltigkeit anzusetzen. Terroristen durch den Aufbau neuer gewalttätiger Kräfte zu bekämpfen, bildet das Gegenteil einer solchen Politik."
In der E-Mail Diskussion sind zum Zitat Beckers der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy noch folgende Links mitgeteilt worden:
Why America must stop the war now Englisches Original sowie
Krieg ist Frieden Unvollständige Fassung in Deutsch
Weiterer Link zur Thematik zu einem englischen Artikel des früheren Mirror-Auslandskorrespondenten John Pilger:
06.11.2000
|
Es liegt in der Logik des Siegeszuges des Neoliberalismus, dass auch das Gewaltmonopol des Staates zu bröckeln beginnt. So ist seit Ende der Bipolarität eine zunehmende Privatisierung der Gewalt nicht nur im innerstaatlichen Bereich, sondern auch auf internationaler Ebene festzustellen: Nicht nur multinationale Konzerne lassen ihre Interessen durch private Sicherheitsdienste schützen, sondern auch Regierungen und Rebellengruppen bedienen sich in zunehmendem Maße privater Kriegsführungsfirmen, die präzise umrissenen Aufträge durchführen. Die Bezahlung erfolgt oft durch das Abtreten wichtiger, exportorientierter Sektoren der Ökonomie, was wiederum zu weiterer Einschränkung staatlicher Souveränität führt und so den Prozess des Staatszerfalls fördert. Als private Firmen sind diese Unternehmen weder an völkerrechtliche noch an kriegsvölkerrechtliche Konventionen gebunden. Als profitorientierte Unternehmen stehen sie in hartem Konkurrenzkampf. Manche dieser Firmen können aber auch als Subunternehmen staatlicher Instanzen gesehen werden, die Kriegführung unterhalb der formalen zwischenstaatlichen Ebene ermöglichen. Genau hier sind sie ideale Instrumente zur Sicherung der Interessen (Rohstoffe, Transportwege, politische Systeme) privater Unternehmen, aber auch staatlicher und parastaatlicher Instanzen. Läutet diese Entwicklung das Ende jenes Internationalen Systems ein, das seit dem Westfälischen Frieden die zwischenstaatlichen Beziehungen regierte?
08.12.1997
|
Das Skript zum Vortrag finden Sie hier:
wahrheit.pdf
(171 kB)
15.12.1997
|
Das Skript zum Vortrag finden Sie hier:
sozoek.pdf
(15 kB)
Eine Liste mit den Veröffentlichungen des Technologie-Netzwerk Berlin e.V. zum Thema finden Sie hier:
netzpub.pdf
(43 kB)
Trotz relativ stetigen wirtschaftlichen Wachstums hat sich in den hochindustrialisierten Ländern Westeuropas zur gleichen Zeit ein beständig wachsender Sockel an Dauerarbeitslosigkeit herausgebildet. Aber der Sockel ist nicht überall gleich hoch. Die Arbeitslosigkeit konzentriert sich in bestimmten ländlichen oder städtischen Regionen, ja sogar in bestimmten Stadtteilen. Wir sprechen von einer "gespaltenen Ökonomie": gespalten in Wohlstandszonen einerseits und Krisenregionen andererseits. Trotz oder wegen der regionalen Fördermaßnahmen vertieft sich die Spaltung, statt dass ein Ausgleich herbeigeführt würde.
Alle Erfahrung aus den Krisenregionen Westeuropas, die schon seit längerem in der Krise stecken, spricht leider dafür, dass auch der derzeitigen Talfahrt der ostdeutschen (wie der osteuropäischen) Wirtschaft kein Aufschwung gleichsam automatisch folgt. Die Gesetze des Marktes werden vor allem auch jene enttäuschen, die von der Einführung der Marktwirtschaft die zumindest langfristige Beseitigung von Arbeitslosigkeit erwarten – im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit der einen ist der Preis für die Konkurrenzfähigkeit der anderen.
Dass dieses "Spiel" – jenseits aller moralischen Erwägungen – nicht gut geht, dafür bietet die ansteigende Gewaltbereitschaft, nicht nur an den Rändern der Gesellschaft, ein warnendes Beispiel. Da wir aber die Zustände nicht nur beklagen wollen, sondern – für uns und andere – nach praktischen Auswegen suchen, bleibt nur die Selbsthilfe.
Damit ist selbstverständlich nicht der Ersatz von staatlichen Dienstleistungen durch ehrenamtliche und unbezahlte Arbeit gemeint. Ökonomische Selbsthilfe will ebenso wenig auf ein Investitions- oder Wirtschaftswunder warten, sondern Arbeit und Einkommen aus eigener Kraft erwirtschaften.
Dass dies möglich ist, beweisen viele Initiativen und Gemeinden überall in Europa: in Großbritannien, in Spanien, in Österreich, in den Niederlanden, in Großstädten wie London und Glasgow ebenso wie in abgelegenen Regionen der Alpen, im französischen Zentralmassiv oder auf den schottischen Inseln.
Das Prinzip ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Anstatt mit aller Gewalt im Kampf um die Export- und Weltmärkte noch irgendwo eine Lücke aufzureißen (was so erfolgversprechend ist wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen), wird die wirtschaftliche Tätigkeit vorrangig durch die Förderung direkter Austauschbeziehungen innerhalb der Gemeinde oder Region angeregt – nach dem britischen Motto "local work for local people".
Paradoxerweise eröffnen sich erst dann neue Handlungsmöglichkeiten, wenn die Beschränkung der Handlungsmöglichkeiten auf die lokale Ebene und auf die zur Verfügung stehenden lokalen Ressourcen akzeptiert wird. Erst bei diesem Perspektivwechsel zeigt sich der Bedarf oder die Notwendigkeit einer lokalen ökonomischen Strategie.
Gleichzeitig kann die mit der Krise verbundene Desintegration aus (bisher möglicherweise als unumstößlich oder übermächtig angesehenen) Verflechtungszusammenhängen als Chance für einen Neuanfang, eine eigenständig definierte Entwicklung (oder eigenständige Regionalentwicklung) begriffen werden. Insofern müssen sich lokal-ökonomische Strategien keineswegs auf Krisenabwehr und Notlagenindikation beschränken, sondern können positive, zukunftsorientierte Entwürfe enthalten.
Was hier in den Krisenregionen Europas an originellen Ideen und Formen ökonomischer Selbsthilfe entstanden ist, ist mehr als nur eine Notlösung, sondern möglicherweise der Keim einer neuen gemeinwesenorientierten Ökonomie, in der ökonomische, soziale und ökologische Zielsetzungen keine unversöhnlichen Gegensätze mehr darstellen, sondern zusammenwirken können. Hoffen läßt, dass es sich nicht um utopische Entwürfe handelt, sondern um praktizierte Experimente. Jede und jeder kann sie nachvollziehen oder an ihnen teilhaben.
Literatur:
Wirtschaft von unten – People's Economy
Beiträge für eine soziale Ökonomie in Europa
Einstiegslektüre zur ökonomischen Selbsthilfe durch lokale und regionale Entwicklung "von unten" von 31 AutorInnen auf 268 Seiten, (1996)
Herausgegeben von: Europäisches Netzwerk für ökonomische Selbsthilfe und lokale Entwicklung
(nur noch antiquarisch erhältlich)