Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Sommersemester 2017
gemeinsam mit dem Zentrum für Konfliktforschung
24.04.2017
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Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt: gefluechtetejugendliche.pdf
Geflüchtete Jugendliche kommen in aller Regel mit hohen Bildungsaspirationen: Arzt oder Rechtsanwalt zu werden sind die am häufigsten genannten Berufe, die sie fest vor Augen haben. Ihre Familien haben hohe Summen investiert, damit wenigstens ein Mitglied der Familie den Gefahren von Krieg und Gewalt entkommen kann, aber auch um die Existenz der auseinandergerissenen und bedrohten Familie langfristig zu sichern.
Nachdem die Kinder und Jugendlichen häufig über Monate, oft auch Jahre auf der Flucht waren und sich, um weiterzukommen, häufig in mehreren Etappen verdingen mussten, kommen sie oftmals schwer traumatisiert in Deutschland an.
Ihr weiterer Lebens- und Bildungsweg wird von ihren einschneidenden Verlusterfahrungen und Traumata geprägt. Dennoch setzen sie alles daran, einen (höheren) Schulabschluss zu erreichen. Ihre enormen Anstrengungen treffen allerdings auf eine feindliche Realität, die Ihnen im deutschen Bildungssystem, wenn überhaupt, nur die untersten Plätze zuweist. Je älter die Jugendlichen bei ihrer Einreise sind, desto weniger trägt das Bildungssystem den Jugendlichen in ihrer psychosozialen und schulischen Entwicklung Rechnung. Zugleich stehen viele Jugendlichen permanent unter dem Damoklesschwert der Abschiebung.
Der Vortrag beinhaltet sowohl eine Bestandanalyse und zugleich einen Ausblick: Was muss geschehen, damit ihre mitgebrachten Ressourcen und hohen Bildungsaspirationen im deutschen Schulsystem anerkannt werden und wodurch kann eine psychosoziale Integration in unsere Gesellschaft gelingen?
08.05.2017
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Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt: friedensarbeitgutberaten.pdf
"Frieden schaffen ohne Waffen" – Friedensarbeit will Konflikte auf
gewaltfreie Weise angehen, bei eigenen Konflikten genauso wie als
externe Partei, im Inland wie im Ausland. Aber wie macht zivile
Konfliktbearbeitung das konkret?
Ende der 90er Jahre wurde der Zivile Friedensdienst ins Leben gerufen,
durch den Friedensfachkräfte genau diese Aufgabe professionell
übernehmen konnten. Ihre Ausbildung und Entsendung steht für eine
Entwicklung, die sich in der gesamten internationalen Zusammenarbeit
zeigt: Wurden in den 60er Jahren noch vor allem Macher*innen gebraucht
und in den 80ern verstärkt Ausbilder*innen eingesetzt, sind seit den
90ern vor allem Berater*innen gesucht. Handelt es sich hierbei nur um
einen Austausch von Modewörtern oder um einen wirklichen Paradigmenwechsel?
Welche verschiedenen Rollen Friedensfachkräfte annehmen können, in
welcher Weise sie beratend tätig sind und welchen Einfluss Haltung und
Selbstverständnis auf Friedensprozesse haben, wird im Vortrag
beleuchtet. Durch den "Beratungsblick" werden zudem noch weitere Aspekte
beleuchtet:
22.05.2017
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Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt: syrienmedienkrieg.pdf
Die Berichterstattung über den Krieg in Syrien folgt den vielfältigen Mechanismen,
die wir seit vielen Jahren bei der Kriegsberichterstattung unserer Medien kennen:
Dieser Vortrag zeigt diese Missstände an zahlreichen Beispielen auf.
22.06.2017
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Die Folien des Vortrags sind hier bereitgestellt: gefangenamrandeeuropas.pdf
Das EU-Türkei-Abkommen wurde als entscheidender Durchbruch zur "Lösung
der Flüchtlingskrise" gefeiert. "Ende gut, alles gut", erklärte
Innenminister de Mazière. Seit dem 18. März 2016 erreichen tatsächlich
deutlich weniger Menschen das europäische Festland. Aber zu welchem Preis?
Ein Jahr nach Abschluss des Deals ist die Bilanz katastrophal: Menschen,
die in Europa vor Krieg und Verfolgung Schutz suchen, werden auf offenem
Meer von der türkischen und griechischen Küstenwache attackiert und
häufig auch von griechischen in türkische Gewässer zurückgeschoben. Wer
dennoch europäischen Boden erreicht, hat es keineswegs geschafft,
sondern findet sich im "Freiluftgefängnis" der griechischen Inseln
wieder. Schutzsuchende müssen dort hinter Stacheldraht in den als
Hotspots deklarierten Lagern ausharren, einige schon seit mehr als einem
Jahr. In den Lagern mangelt es an Essen, Kleidung, Unterkunft und
medizinischer Versorgung. Zudem kommt es immer wieder zu Bränden und
einige Asylsuchende sind extremer Polizeigewalt ausgesetzt.
Für viele von ihnen bleiben die Lager der griechischen Inseln der
einzige Eindruck Europas, denn seit Einführung des EU-Türkeiabkommens
werden auch Menschen mit legitimen Asylgründen von dort zurück in die
Türkei gebracht. Auf die meisten Schutzsuchenden wartet dort weitere
Inhaftierung und schließlich die Abschiebung in das Herkunftsland, da
subsidiärer Schutz nur Syrer_innen zuteil wird. Viele Menschen mit guten
Asylchancen brechen daher ihr Asylverfahren auf den griechischen Inseln
ab und entscheiden sich für die sogenannte "freiwillige Rückkehr" in ihr
Herkunftsland, auch wenn sie dort von Verfolgung bedroht sind.
Im Vortrag werden diese Entwicklungen auf den griechischen Inseln seit
den Hotspot-Regelungen und dem EU-Türkei-Abkommen nachgezeichnet und es
wird aufgezeigt, wie an den Grenzen Europas ein neuer Raum der
Entrechtung entstanden ist.
26.06.2017
Priv. Doz. Dr. Johannes M. Becker (Marburg) |
Migration und gesellschaftliche Gestaltung in Marburg: Das Begegnungshaus Kerner stellt sich vor
abweichender Veranstaltungsort: Kerner am Lutherischen Kirchhof, Oberstadt |
Im Herzen der Stadt bietet sich am Lutherischen Kirchhof die Chance,
Begegnungen zwischen "alteingesessenen" und "neu-angekommenen" Menschen
zu ermöglichen. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich alle Beteiligten
auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam zur friedlichen Entwicklung der Gesellschaft
beitragen können. Das "Kerner Netzwerk" möchte zu diesem Zweck unterschiedliche
Menschen, Ideen und Aktivitäten an einem der zentralsten Orte Marburgs
zusammenbringen.
Schon jetzt wird der Kerner in diesem Sinne genutzt:
Unter dem Motto "Marburger Gespräche zu Migration und gesellschaftlicher Gestaltung"
finden hier seit 2016 regelmäßig Vorträge und Workshops statt.
Ein interkulturelles Frauenfrühstück konnte mit der Ortsgruppe von
"Über-den-Tellerrand-kochen" etabliert werden.
In weiteren Kooperationen werden Erzähl-Cafés und Begegnungsabende angeboten.
Das Netzwerk umfasst mehrere Gruppen und Initiativen und
ist für Beteiligung offen. Der Gesamtverband der evangelischen Kirchengemeinden
Marburgs unterstützt die Anregungen und hat die Überlegungen für einen
interkulturellen Treffpunkt am Kirchhof in seine Planungen einbezogen.
In der Ringvorlesung wollen wir das Projekt vorstellen.
Im Gespräch mit Johannes M. Becker werden Ulrich Biskamp
(Pfarrer der Lutherischen Pfarrkirche Marburg),
Benjamin Edinger (Asylbegleitung Mittelhessen e.V.),
Ralf Hartmann (Pfarrer Elisabethkirche Marburg, angefragt),
Lydia Koblofsky (Weltladen Marburg) und
Christop Irgang (Dipl.-Ing. Architekt) sein.
10.07.2017
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Basierend auf teilnehmender Beobachtung in einer "Notunterkunft" für Geflüchtete, die im Sommer und Herbst 2015 nach Deutschland kamen, werden in dem Vortrag Begegnungen zwischen Geflüchteten und bereits länger vor Ort Wohnhaften analysiert. Dabei werden neben den persönlichen Begegnungen immer auch strukturelle Hierarchien in den Blick genommen.