Interdisziplinäres Seminar zu Ökologie und Zukunftssicherung im Wintersemester 2006-2007
gemeinsam mit dem Zentrum für Konfliktforschung
23.10.2006
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neuenaheostendiskl.pdf
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Thomas de Maizière kritisierte am 12. Oktober 2006 das angeblich zunehmende Bestreben rohstoffreicher Länder, ihre Öl- und Gasreserven als politische Waffe einzusetzen. Die Bemerkung ziele wohl auf Russland, unseren größten Gaslieferanten, meinte die Financial Times Deutschland.
Der Kanzleramtschef könnte den Gedanken vom Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des US-Senats, Richard Lugar, haben. Der hatte im September 2006 die Länder Venezuela, Iran und Russland als 'adversarial regimes' bezeichnet, also als uns antagonistisch gegenüberstehende Regime. Wir sind gewohnt, in den Kategorien konventioneller Kriege zwischen Nationen zu denken, doch Energie ist die Waffe der Wahl für die, die sie besitzen, so Lugar.
Lugar und die übrige US-Herrschaftselite denken nicht nur, sie handeln auch kriegerisch, in Afghanistan und im Irak; oder lassen kriegerisch handeln. Condoleezza Rice nannte die israelischen Zerstörungen im Libanon die Geburtswehen des Neuen Nahen Ostens. Offenbar wird da ein Monstrum geboren. Wozu wurde es gezeugt?
Der Vortrag soll geopolitische Hintergründe des Vorgehens der USA und ihrer Verbündeten im Nahen Osten liefern.
30.10.2006
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06.11.2006
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energievonmorgen.pdf
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Die Energiepreise, der drohende Klimawandel, die Abhängigkeit von ausländischen Energiereserven, die anstehende Abschaltung von weiteren Atomkraftwerken haben eine scharfe Debatte über die Zukunft der Energieversorgung ausgelöst.
Die Kanzlerin hat zu einem Energiegipfel eingeladen und will bis 2007 ein nationales Energieprogramm präsentieren.
Wie sehen die Alternativen aus? Wie lange reichen die Vorräte an fossilen Energieträgern? Wieviel Verbrennung von fossilen Energieträgern können wir uns noch leisten, ohne Klimaschäden zu verursachen, die keiner mehr bezahlen kann? Gibt es überhaupt eine Chance für eine Post-Kiotoregelung? Welchen Beitrag können die Erneuerbaren Energien zur Sicherung der Energieversorgung leisten? Was steckt hinter den Anträgen auf Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke?
Der Vortrag gibt Antworten auf diese Fragen, zeigt die Handlungsalternativen auf
und benennt die Interessen der Beteiligten.
13.11.2006
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bahn.pdf
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Qualifizierte Streckennetze, Bahnhöfe und Hochgeschwindigkeitszüge binden so viel Kapital, dass nur minimale Kapitalrenditen erreichbar sind. Daher ist die DB AG nur verkäuflich, wenn sie zu einem Bruchteil ihres Wertes angeboten wird: De facto würde der überwiegende Teil "verschenkt". Die neuen Eigentümer werden zur Verbesserung ihrer Rendite wenig profitable Bereiche und Leistungen abbauen – es sei denn Bund und Länder zahlen für deren Weiterbestand.
Die Ziele "Mehr Verkehr auf der Schiene" und "geringere Belastung des Bundeshaushalts" erfordern ganz andere Lösungen als den Verkauf der DB AG!
20.11.2006
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"Innovation!" (Ein Selbstzeck?) "Wachstum!" (Wohin eigentlich?) "Neue Produkte" (welche auch immer?)
Die Frage nach dem tieferen Sinn des Produzierens ist erstickt. Die kapitalistische Wertschöpfung ist Selbstzweck, obwohl mit der wachsenden Produktion nicht mal mehr Arbeitsplätze mit wachsen. Ist das Sinnsuchen im Beruf antiquiert?
Der Philosoph Günther Anders prägte den Begriff "Der Antiquierte Mensch" (Buchtitel) für die wachsende Diskrepanz zwischen Technik und dem Mensch. Es handele sich einerseits um Überforderung durch unabsehbare Technikfolgen, andererseits um Unterforderung der menschlichen und moralischen Fähigkeiten durch Maschinenersatz und Sinn-Eleminierung. Die Fähigkeiten werden zur Brache.
Ähnliches geschieht durch die Globalisierung. Gibt es einen Weg zu einer aufgeklärt sinnorientierten Arbeitswelt, die über den Kapitalismus hinausweist, aber dennoch auf absolute, gar religiöse Wertsetzungen verzichtet?
Ja, viele Wege, wir müssen nur losgehen!
27.11.2006
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wettbewerb.pdf
(1,1 MB)
Im Wettbewerb rivalisieren zwei oder mehr Akteure um die Erlangung von Ressourcen, Aufträgen, Positionen, Ehre, Zustimmung, Käufer oder ein Patent. Dabei kann es um Marktanteile gehen, um das Wohlwollen des Kunden, um Subventionen oder ähnliches. Wettbewerb enthält immer einen Konflikt.
Die im ökonomischen Wettbewerb benutzte Rhetorik erinnert immer mehr an die Sprache alter Feldherren oder großer Eroberer. Entsprechend der Sprache, aus der die ökonomischen Strategien stammen, wird nun z. B. von Übernahmeschlachten oder feindlicher Übernahme gesprochen. Allerdings bringen nicht physische Waffen in der Wirtschaft die Entscheidung, sondern etwa Marken (Warenzeichen) oder Schutzrechte.
In diesem Vortrag wird zuerst das Auftauchen des Militärjargons in der Wirtschaft an Hand der Markenpolitik angesprochen, sodann die Verflechtungen zwischen Sport und Krieg aufgezeigt und schließlich die Frage gestellt, wie sinnvoll der Umgang mit Kriegsrhetorik in militärfremden Bereichen eigentlich ist und was sie besagt.
04.12.2006
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Zwar ist der Eigenwert der Natur inzwischen in vielen internationalen Abkommen und nationalen Gesetzen festgeschrieben, so u.a. in der Biodiversitätskonvention von Rio, dem Madrider Antarktis-Protokoll, der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes und dem Nationalparkgesetz Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Doch was der Eigenwert bedeutet, wie er sich begründen lässt und welche Konsequenzen aus ihm zu ziehen wären, ist unter Politikern, Naturschützerinnen und Laien selten klar.
Wissenschaftliche Disziplin, die diesen Fragen nachgeht, ist die Umweltethik. Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über die verschiedenen Konzepte, die in der Umweltethik im Laufe der letzten drei Jahrzehnte erarbeitet worden sind. Anschließend werden Argumente für das weitreichendste dieser Konzepte angeführt: die so genannte holistische Umweltethik. Sie schreibt der gesamten Natur einen Eigenwert zu. Lässt sich so etwas rational rechtfertigen?
Im Vortrag wird zunächst die elementare Intuition vorgestellt, die es nahelegt, den Radius der direkten menschlichen Verantwortung so weit auszudehnen. Es folgt eine theoretische Begründung des Holismus. Schließlich werden einige Gesichtspunkte angeführt, die davon abraten lassen, im Naturschutz allein aus pragmatischen Gründen lieber anthropozentrisch statt holistisch zu argumentieren.
11.12.2006
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Die Entwicklung der Menschenrechte nach 1945 kann als Musterbeispiel für Globalisierung gelten. Historisch sind die Menschenrechte im Kontext der Entwicklung von Nationalstaaten entstanden und wurden als Staatsbürgerrechte in nationalstaatlichen Verfassungen verankert.
Diese Bindung von Menschenrechten an nationalstaatliche Zugehörigkeit erzeugte ein bekanntes Paradox, auf das vor allem Hannah Arendt hingewiesen hat: Als individuelle Rechte beanspruchen Menschenrechte universelle Rechte, deren faktische Geltung aber auf partikulare Zugehörigkeiten zu Nationalstaaten angewiesen ist.
Nach 1945 änderte sich dieser paradoxe Zusammenhang: Menschenrechte wurden aus ihrem nationalstaatlichen Entstehungskontext herausgelöst und als Norm auf globaler Ebene institutionalisiert. In dem Vortrag soll dieser Prozess als Prozess der Entgrenzung der Weltgesellschaft beschrieben werden, d.h. als Entkopplung des Rechts von seinen territorialen Bezügen.
Zwei Fragen schließen sich daran an: Inwiefern können Menschenrechte heute als globale Institution verstanden werden, die nicht nur Normen auf der Ebene der Weltgesellschaft auf Dauer stellt, sondern die damit auch neue Konfliktlinien jenseits klassischer zwischenstaatlicher Konflikte institutionalisiert. Und zweitens: Welche Folgen hat die Globalisierung der Menschenrechte für das Konfliktgeschehen in und zwischen Staaten?
Die Kernthese der Vortrags lautet: Als globale Institution können Menschenrechte im Rahmen lokaler Konflikte sowohl konfliktregulierend als auch konfliktverschärfend wirken. Letzteres hängt vor allem auch mit der Entstehung neuer, nicht-staatlicher Konfliktakteure zusammen.
18.12.2006
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iran.pdf
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Im Vortrag geht es um den Versuch, die interkulturelle Problematik einer 'Achse des Bösen' am Beispiel des Iran zu exemplifizieren und auf die Gefahren einer dualistischen Denkweise aufmerksam zu machen.
Es folgt eine kritische Auseinandersetzung mit dem iranischen Atomprogramm und seiner Darstellung in der internationalen Politik und in den deutschen Medien. Über diese Problematik hinaus stellt Yousefi das Konzept einer interkulturell-analogischen Hermeneutik, verbunden mit angewandter Toleranz vor, die zum Ziel hat, interkulturelle und interreligiöse Monologe zu dialogisieren.
15.01.2007
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afrika.pdf
(949 kB)
Aids, Elend, Armut, Kriege, Korruption und massenweise Flüchtlinge sind die meisten Begriffe, die mit Afrika in Verbindung gebracht werden. Afrika hat sich Jahre lang mit einer finanziellen Geber-Nehmer-Mentalität zufrieden gegeben, wobei diese finanzielle Hilfe zu Korruption und Verschwendung benutzt worden ist, statt der Bevölkerung u.a. für Bildung oder Gesundheit zur Gute zu kommen. Zur dieser Geber-Nehmer-Mentalität hat sehr stark beigetragen, dass die Unabhängigkeitsgeneration sehr abhängig von westlichen Ländern war, die überall in Afrika als Präsidenten Marionetten gestellt hatten, die deren Interessen verteidigen sollten.
Die junge Generation von Heute hat ein neues Bewusstsein entwickelt, wonach Afrika weniger, sogar gar nicht mehr, politisch und wirtschaftlich von dem Norden abhängig sein sollte. Diese Generation hat gelernt, ihre Wünsche und Träume zu äußern. Dabei spielt die Zivilgesellschaft mehr und mehr eine wichtige Rolle, wo Demokratie und Good Governance zwei vertraute Begriffe geworden sind.
Der Vortrag wird einen Blick in dieses positive Afrika werfen, das sowohl von der afrikanischen Diaspora vorangetrieben wird, aber auch von den auf dem Kontinent gebliebenen Afrikanern.
22.01.2007
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"Privatisierung im Gesundheits- und Sozialwesen – empathischer Markt der versilberten Mitmenschlichkeit?"
"Mehr Markt macht alle glücklich" ist das neue Motto, unter dem sich heute eine Vielzahl sozial- und gesundheitspolitischer Maßnahmen und Entwicklungen subsumieren lassen. Aber ist dieses Motto überhaupt tauglich?
Das Gesundheitswesen steht seit jeher im Widerspruch, unter Heranziehung einer zunehmenden Zahl kapitalistisch-marktmäßigen Organisations- und Steuerungsmodule einen Teil der Daseinvorsorge zu organisieren. Was sich lange Zeit in einem akzeptablen Gleichgewicht befand, kippt nunmehr immer weiter in Richtung Markt und Wettbewerb. Damit wird zugleich eine humane, kompromisslos am unrentablen Wohlergehen des Subjektes medizinischer und sozialer Arbeit orientierte Sichtweise immer weiter in den Hintergrund gedrängt.
Was ist Privatisierung, was war schon immer privatisiert, wie wirkt sich das Primat der Käuflichkeit auf die medizinischen Leistungen und ihre Erbringer aus und wie könnte dem Erfordernis sparsamer Mittelverwendung Rechnung getragen und zugleich die Qualität der Versorgung verbessert werden?
29.01.2007
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Die Zahl an Gentests ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Angeblich helfen sie, eine gesündere Ernährung festzulegen oder Krankheitsanlagen zu entdecken. Doch nicht nur der medizinische Nutzen solcher Gentests ist derzeit noch hoch umstritten, auch die Auswirkungen auf die Betroffenen, ihre Familien, ja die Gesellschaft bedürfen einer genauen Diskussion:
Ohne eine bewusste Auseinandersetzung mit solchen Fragen droht die Gesellschaft ihre Maßstäbe im Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Solidarität zu verlieren.
05.02.2007
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Der Vortrag befasst sich mit:
Das alles zeigt, das wir es mit einer neuen Dynamik des Rechtsextremismus zu tun haben, der weit in die Gesellschaft und (nicht nur) junge Generation hineinreicht.
Mit Musik und Treffpunkten, Jugend-/Sozialarbeit und Organisationsangeboten, Werbung und Demonstrationspolitik u. a. entwickeln sich Einstiegs- und kontinuierliche Sozialisationsangebote, die Jugendliche nachhaltig beeinflussen und prägen. Damit wird diese Entwicklung – mit ihren Resonanzen in der Erwachsenengesellschaft – auch zu einer Gefahr für die Demokratie.
Skizziert werden aus einem laufenden Forschungsprojekt dann auch erste Erkenntnisse zu kommunalen und zivilgesellschaftlichen Umgangsformen und Gegenstrategien.